Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Ulrich Rüdiger, Rektor der RWTH Aachen
Peter Winandy

Angemerkt – Die Rektor-Kolumne

Liebe Alumnae und Alumni,

wie schön, dass Sie die „keep in touch“ Ihrer Alma Mater wieder einmal erreicht hat und Sie die Zeit gefunden haben, einen Blick hineinzuwerfen.

Das Corona-Virus hat zwei Jahre lang dafür gesorgt, dass wir die Rahmenbedingungen unseres Alltags immer wieder auf neue Vorgaben angepasst haben und gleichzeitig zwischen unserem Wunsch nach Normalität und dem Wunsch, uns selbst und andere zu schützen, abwägen mussten. Nun scheinen die Vorgaben erst einmal konstant zu bleiben und ich hoffe inständig, dass wir dieses Kapitel bald schließen können. Als Hochschule sind wir aber natürlich weiterhin wachsam und bereit, kurzfristig auf Änderungen zu reagieren.

Nach vier digitalen Semestern ist die Durchführung der Lehrveranstaltungen in Präsenz für das aktuelle Sommersemester endlich wieder der Regelfall. Da wir rechtlich keine Möglichkeit mehr haben, das Tragen von Masken, die Einhaltung von Mindestabständen und die Einhaltung der 3G-Regel einzufordern, hat das Rektorat gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss die Kampagne „Wir tragen weiter Maske“ gestartet. Dieses gemeinschaftliche Handeln unterstreicht, dass das Wohl der Allgemeinheit innerhalb der verschiedenen Gruppen der RWTH weiterhin höchste Priorität hat. Die Rückkehr der Studierenden und Kolleg*innen sowie Mitarbeitenden an den Campus verbreitet trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen endlich wieder die Hoffnung auf Sommermonate mit mehr persönlichen Begegnungen.

Eine starke Gemeinschaft benötigen wir momentan auch im Hinblick auf den Angriffskrieg der russischen Armee gegen die Ukraine. Dieser Angriff erfüllt uns alle mit Entsetzen, Sorge und Mitgefühl. Die RWTH verurteilt jegliche Gewalt und Verstöße gegen das Völkerrecht. Es ist uns ein Anliegen, Studierenden sowie Wissenschaftler*innen im ukrainischen Kriegsgebiet und auf der Flucht, soweit es uns möglich ist, zu helfen. Dazu haben wir auf Initiative von Professor Andrij Pich in Zusammenarbeit mit der Uniklinik RWTH Aachen eine Hilfsaktion gestartet, mit der wir sehr zielgerichtet Krankenhäusern in Lwiw und anderen Kriegsgebieten helfen können. Einen ausführlichen Beitrag zu dieser Hilfsaktion finden Sie in diesem Heft. Unsere Angebote, um Studieninteressierte, Studierende, Promovierende oder Forschende mit Fluchthintergrund zu unterstützen, werden seit Februar wieder vermehrt genutzt. Bis Anfang Mai hatten sich insgesamt 385 Studieninteressierte aus der Ukraine im Hinblick auf das kommende Wintersemester bei unserer zentralen akademischen Flüchtlingshilfe gemeldet. Zudem haben 28 Wissenschaftler*innen aus der Ukraine und vier Wissenschaftler*innen aus Russland, die an ukrainischen Forschungseinrichtungen beschäftigt gewesen sind, zu unserer Hochschule Kontakt aufgenommen.

In Übereinstimmung mit der Haltung der Bundesregierung und den deutschen Wissenschaftsorganisationen hat die Hochschulleitung der RWTH darüber hinaus entschieden, Kooperationen mit der Russischen Föderation bis auf Weiteres auszusetzen. Das bedeutet konkret, dass Verträge mit Organisationen mit direkten Verbindungen nach Russland zunächst nicht fortgeführt und keine neuen Verträge abgeschlossen werden. Dies beinhaltet auch den gegenseitigen Austausch von Studierenden und Hochschulpersonal mit russischen Einrichtungen. Russische Studierende und Wissenschaftler*innen, die sich bereits an der RWTH befinden, sind und bleiben natürlich Teil unserer Gemeinschaft! Wie alle hoffen auch wir auf ein schnelles Ende dieses schrecklichen Angriffskriegs und darauf, dass wir im Sinne der Science Diplomacy zügig den Kommunikationskanal zueinander wieder aufbauen können. Die Nutzung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Nationen ist wichtig, um gemeinsame Probleme anzugehen und eine konstruktive internationale Partnerschaft zu etablieren.

Schließlich sind internationale Kooperationen notwendig, um den global-gesellschaftlichen Herausforderungen gezielt entgegenzutreten. Auch bei uns an der RWTH haben wir innerhalb der vergangenen Jahre zielgerichtete Prozesse etabliert, um Themen wie beispielweise den Klimawandel und Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen fokussiert anzugehen. So sind wir beispielsweise in der Erforschung der Potenziale und Gefahren von Industrie 4.0 federführend und verfolgen das Ziel, die Produktion insgesamt nachhaltiger und resilienter zu gestalten. Damit wird eine Grundlage geschaffen, die Effizienz von Wertschöpfungsketten zu steigern und so Industrieunternehmen dabei zu unterstützen, ressourcenschonender zu agieren. Die Zukunft der nachhaltigen industriellen Produktion liegt dabei in der branchenübergreifenden Beherrschung der Circular Economy. Mehr zu unserem neuen Center for Circular Economy finden Sie ebenfalls hier im Heft.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre und bleiben Sie gesund!

Mit freundlichen Grüßen aus Aachen

Ihr

Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Ulrich Rüdiger

Rektor