„Ich stehe hinter den Projekten der Stadt und kann mich mit den Zielen identifizieren“, sagt Sophia Segadlo.
Foto: Stadt Aachen

Die Stadtverbesserin

Die Stadt Aachen auf dem Weg zur Klimaneutralität

Salt Lake City, Singapur … wer an der RWTH Ingenieurwesen studiert hat, dem steht die Welt offen. Und Aachen. Bauingenieurin Sophia Segadlo hat 2017 ihr Studium abgeschlossen, ist in Aachen geblieben und arbeitet seit zwei Jahren in der Stadtverwaltung. Echt jetzt? „Ja klar. Ich finde es sehr schön, einen Beitrag zur Verbesserung und Umgestaltung der eigenen Stadt leisten zu können“, sagt die gebürtige Bonnerin, die zunächst in freien Ingenieurbüros tätig war. Als passionierte Radlerin fühlte sie sich besonders von einer Stellenausschreibung angesprochen, in der Ingenieur*innen für die Planung von Radverkehrsanlagen gesucht wurden – und bewarb sich mit Erfolg. Darin liegt sie auf einer Linie mit immer mehr jungen Menschen, die sich auch beruflich für eine klimafreundliche Zukunft einsetzen. Die nicht nur meckern, sondern machen, gerne vor Ort.

In Aachen ist das Thema Klimaneutralität fest verankert

In Aachen – hier gibt es ca. 200 Initiativen, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten für eine gesunde Stadt einsetzen – ist die rasche und konsequente Umsetzung der Klimaziele fest verankert. Bereits seit 1992 hat der Rat der Stadt zahlreiche Konzepte und Maßnahmen zur CO2-Reduzierung beschlossen, die von der Verwaltung umgesetzt wurden. Da aber die selbst gesteckten Ziele nicht erreicht wurden, rief der Stadtrat im Juni 2019 den „Klimanotstand“ aus. Das sorgte für einen Ruck: in der Politik, in der Stadtverwaltung, in der Wirtschaft, an den Hochschulen – und in der Bevölkerung. Aus all diesen Gruppen beschäftigten sich in der Folge Vertreter*innen mit der Frage, in welchen Bereichen am meisten CO2 eingespart werden könne und welche Maßnahmen am erfolgversprechendsten seien. Im Zuge dessen untersuchten und bewerteten sie das, was in den vergangenen 30 Jahren auf den Weg gebracht worden war, und führten die Ergebnisse und frische Ansätze zu einem Konzept zusammen, das im Januar 2020 als Integriertes Klimaschutzkonzept (IKSK) vom Rat der Stadt verabschiedet wurde. Ein Jahr später wurde das Konzept mit einem vielfältigen Maßnahmenkatalog hinterlegt und der Stadtrat beschloss, dass Aachen über die IKSK-Ziele hinaus bis 2030 klimaneutral sein soll. Der Einwohner*innen-Antrag „Aachen klimaneutral 2030“, den der Rat im Mai 2022 mit großer Mehrheit angenommen hat, bekräftigt dies.

Zuletzt hat Aachen sich – mit dem Global Player RWTH an der Seite – als eine der ersten von 100 Circular Cities zu nachhaltigem Handeln verpflichtet. Und die Stadtverwaltung hat sich, von so viel Rückenwind beflügelt, nochmals fokussiert auf den Weg begeben, Aachen neu zu denken und enkeltauglich zu machen, tatkräftig und mit kreativer Intelligenz. Sie plant, moderiert und setzt Projekte um, die eine Mobilitätswende befeuern sollen, eine Wende in der Wärme- und Stromversorgung sowie im Ressourcenverbrauch. Maßnahmen, die Aachen zu einer smarten, lebendigen und klimaneutralen Stadt machen.

Vom Schreibtisch vor die Kamera

Sophia Segadlo spornt der starke Rückhalt an. „Ich stehe hinter den Projekten der Stadt und kann mich mit den Zielen identifizieren“, sagt sie und hat sich daher voller Überzeugung als Testimonial für eine Recruiting-Kampagne zur Verfügung gestellt. Denn die Umsetzung der vielen laufenden und anstehenden Maßnahmen Richtung klimaneutrale Stadt verlangt nach qualifizierten Stadtgestalter*innen. Und so kam es, dass Sophia Segadlo einen Arbeitstag im letzten Frühjahr nicht am Schreibtisch, sondern an einem Filmset verbrachte. Die Location: das entkernte Neue Kurhaus an der Monheimsallee, das zurzeit saniert wird. Was für ein Trubel zwischen Scheinwerfern und Schminkutensilien! Doch die Bauingenieurin meisterte den Videodreh, in dem sie von ihrer Arbeit berichtet, so souverän wie die Planung einer Radvorrangroute.

Was kann eine Kommune schon tun?

Auch Personaldezernent Dr. Markus Kremer kennt die vielen Gestaltungsmöglichkeiten, die den engagierten städtischen Kolleg*innen in puncto Klimaschutz, Stadtgestaltung und Mobilitätswende offenliegen. Wo und wie kann eine Kommune CO2-Emissionen senken? Bei der Energie- und Wärmeversorgung, mit der energetischen Sanierung von Häusern, mit dem Einsatz effizienter Technologien und ökologisch verträglicher Materialien in Industrie und Gewerbe, durch Kreislaufwirtschaft und Schonung von Ressourcen und Böden, durch klimaschonendes Wirtschaften in Privathaushalten. Und natürlich im Verkehrssektor, der lokal rund 30 Prozent zum Klimaschutzziel beizusteuern hat.

Wer seinen Job liebt, sagt das auch vor laufender Kamera: Bauingenieurin Sophia Segadlo und ein Kollege beim Videodreh im entkernten Neuen Kurhaus.
Foto: Stadt Aachen, Paul Roissant

„Wir wollen die Entwicklung unserer Stadt aktiv mitgestalten und sie zukunftsfest aufstellen."

„Wir wollen die Entwicklung unserer Stadt aktiv mitgestalten und sie zukunftsfest aufstellen. Die über 70 Maßnahmen des IKSK sind hier eine wesentliche Basis, bedürfen zur Umsetzung jedoch auch entsprechender personeller Ressourcen“, sagt Kremer. Daher werden ständig neue Kolleg*innen mit den passenden Qualifikationen gesucht: Fachleute für Chemie, Solarenergie, Gewässerschutz, IT, Ingenieurwesen, Technik, Biologie oder E-Mobilität. Teamplayer, die im Zusammenspiel mit der Politik, den Bürger*innen und anderen Fachabteilungen der Verwaltung die Stadt gestalten.

„Neben den diversen Vorteilen einer Anstellung im öffentlichen Dienst wie zum Beispiel einem sicheren Arbeitsplatz oder flexiblen Arbeitszeiten bieten wir als Stadt die Möglichkeit, nicht nur theoretische Überlegungen anzustellen, sondern auch ganz praktisch Einfluss zu nehmen. Eine einmalige Gelegenheit“, findet der Personaldezernent.

Für Sophia Segadlo hat das Zusammenarbeiten einen hohen Wert: „Ich bin dankbar für die Kolleg*innen in meinem Team und den anderen Abteilungen und Fachbereichen. Immer wieder stelle ich aufs Neue fest, dass das große Ziel ist, zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Und dass wir hier in Aachen dem Klischee der eingestaubten Verwaltung wirklich nicht entsprechen.“

Karriere in Gleitzeit

Und wie sieht es mit dem Thema Karriere aus? „Ich habe mich intern weiterbeworben und bin seit September 2021 Leiterin des Teams Straßenplanung sowie stellvertretende Abteilungsleiterin. Zum Teil habe ich immer noch eigene Straßenplanungsmaßnahmen, überwiegend kümmere ich mich aber um die Koordinierung von Maßnahmen, vertrete die Planungen gegenüber der Politik in Ausschüssen oder in Gesprächen mit Bürger*innen bei Informationsveranstaltungen.“

Dabei soll nicht unterschlagen werden, dass Sophia Segadlo neben den Aufstiegsmöglichkeiten noch andere Vorteile sieht, zum Beispiel Gleitzeit und Mobile Arbeit. „Ich bin froh, dass ich meinen Tag vollständig selber planen und einteilen kann. Ich bin Langschläferin.“

– Jutta Göricke

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