Wie Wasserstoff die Region bewegt
Das Hydrogen Hub Aachen nimmt Fahrt auf
Die Kreise Düren, Euskirchen und Heinsberg sowie die Stadt und die Städteregion Aachen bündeln ihre Kräfte beim Thema Wasserstoff. Unterstützt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen wurde das gemeinsame Wasserstoff-Netzwerk Hydrogen Hub Aachen initiiert. „Wir wollen unsere Region zu einem Vorreiter der Wasserstoffindustrie machen“, sagt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. „Die Voraussetzungen dafür sind optimal: Hier gibt es kluge Köpfe, die den Energieträger Wasserstoff nutzbar machen. Innovative Industrieunternehmen arbeiten daran, wasserstoffbasierte Anwendungen und Produkte auf den Markt zu bringen. Der Hydrogen Hub Aachen hat zum Ziel, Arbeitsplätze und Wertschöpfung in diesem Zukunftsfeld aufzubauen.“
Hintergrund: Auf nationaler wie europäischer Ebene soll die Nutzung der Wasserstofftechnologie eine zentrale Säule der Energiewende werden. Die Initiatoren des Hydrogen Hub Aachen – Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen, Städteregionsrat Dr. Tim Grüttemeier, die Landräte Wolfgang Spelthahn (Düren), Stephan Pusch (Heinsberg) und Markus Ramers (Euskirchen) sowie IHK-Hauptgeschäftsführer Michael F. Bayer – sind überzeugt: Der Energieträger Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für den Strukturwandel.
„Wir wollen unsere Region zu einem Vorreiter der Wasserstoffindustrie machen.“
Partnernetzwerk aus Wirtschaft und Wissenschaft
Zur Koordination der Aktivitäten wird der Hydrogen Hub Aachen von einem gemeinsamen Projektbüro unterstützt, das bei der IHK Aachen angesiedelt ist. Seit Start des Hydrogen Hubs ist es gelungen ein Partnernetzwerk mit mehr als 300 Akteuren aus Wirtschaft- und Wissenschaft aufzubauen Ein erster Meilenstein, der erreicht wurde: Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert die Initiative bei der Erstellung eines Gesamtkonzepts für die Wasserstoff-Wirtschaft in der Region mit bis zu 400.000 Euro. Vorausgegangen war der Wettbewerb „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMVI), bei dem der Hydrogen Hub Aachen die zweite Runde erreicht hat.
Lösungen für eine erfolgreiche Energie- und Mobilitätswende werden aus der Region Aachen kommen: Das war die Kernbotschaft von Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, die sich bei der Veranstaltung „Wasserstoffmobilität in der Grenzregion Aachen“ des Hydrogen Hub Aachen in Jülich austauschten. Im Rahmen der Veranstaltung hat Pedro Guedes de Campos, stellvertretender Direktor des Clean Hydrogen Joint Undertaking, die Wasserstoffstrategie der Europäischen Union vorgestellt. Anschließend zeigten unter anderem Dr. Martin Robinius von der umlaut SE in Aachen, Anne Schüssler vom Kreis Düren und Armin Offermann von Toyota, wie Wasserstoff im Mobilitätsbereich effizient und praxisnah eingesetzt werden kann, etwa in Brennstoffzellen. So wurden zum Beispiel emissionsfrei angetriebene Fahrzeuge präsentiert.
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, was auch an den Statements der Protagonisten abzulesen war:
Dr. Tim Grüttemeier, Städteregionsrat Aachen, sagte: „21.000 Menschen arbeiten im IHK-Bezirk Aachen in der energieintensiven Industrie. Um diese Arbeitsplätze nachhaltig zu erhalten und als Industriestandort attraktiv zu bleiben, machen wir uns als Region Aachen auf den Weg, die Modellregion für die Erzeugung, Speicherung und Verteilung nachhaltiger grüner Energie zu werden. Dazu braucht es Mut, wie ihn das Unternehmen Saint Gobain in Herzogenrath beweist. Mit der europaweit ersten klimaneutralen Glasproduktion sollen dort künftig durch den Einsatz von Wasserstoff jährlich 100.000 Tonnen CO2 eingespart werden. Um einen solchen Ausstoß zu kompensieren, müsste man normalerweise 8 Millionen Bäume pflanzen.“
Heinsbergs Landrat Stephan Pusch betonte: „Die Bedeutung der Wasserstofftechnologie zur nachhaltigen Energieerzeugung der Zukunft ist außerordentlich hoch. Ich bin daher sehr froh darüber, dass wir im Kreis Heinsberg so stark aufgestellte Mittelständler haben, die sich in diesem Konsortium zusammengefunden haben und quasi die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette abdecken.“
Achim Blindert von der Struktur- und Wirtschaftsförderung des Kreises Euskirchen sagte: „Mit dem Hydrogen-Hub haben wir uns im vergangenen Jahr im Bereich Wasserstoff positioniert. Die Veranstaltung in Jülich mit einem solch hochbesetztem Programm zeigt, dass wir als regionales Netzwerk mittlerweile gut wahrgenommen werden. Die Wasserstoffmobilität im ÖPNV und Nutzfahrzeugverkehr wird in den nächsten Jahren ein zentrales Element in unseren ÖPNV Strategien spielen.“
Anne Schüssler, Sachgebietsleiterin Kreisentwicklung & Mobilität Kreis Düren, hob hervor: „Durch die Umstellung des gesamten ÖPNV und SPNV auf Wasserstoffantrieb wollen wir die Anwendung von Wasserstofftechnologie sichtbar machen und einen maßgeblichen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten."
Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen sagte: „Aachen hat sich als Forschungshotspot im Bereich Wasserstoff bereits bundesweit etabliert. Dies verdanken wir den hervorragenden Forschern und Forscherinnen, die sich unter anderem im Rahmen des Zukunftscluster Wasserstoff zusammenschließen. Nun sind wir als Kommunen des Hydrogen Hub gefordert, als gutes Beispiel mutig voranzugehen, zum Anwendungshotspot zu werden und die Lösungen auch vor Ort umzusetzen. Als Stadt Aachen sind wir hier bereits tätig, indem wir aktiv städtische Mobilität umrüsten und die Wasserstoff-Herstellung im Stadtgebiet fördern. Darüber hinaus möchten wir der Thematik „Wasserstoff“ auch im Verbund mit unseren Nachbarländern im Projekt „EMR (Euregio-Maas-Rhein) Hydrogen Booster“ begegnen.“
„Aachen hat sich als Forschungshotspot im Bereich Wasserstoff bereits bundesweit etabliert. Dies verdanken wir den hervorragenden Forschern und Forscherinnen, die sich unter anderem im Rahmen des Zukunftscluster Wasserstoff zusammenschließen.“
Grüner Wasserstoff in der Euregio Maas-Rhein
Stichwort Euregio: Die IHK Aachen forciert in einem Bündnis aus neun deutschen, niederländischen und belgischen Partnern die Entwicklung von grünem Wasserstoff in der Euregio Maas-Rhein. Unter der Bezeichnung „EMR H2 Booster“ haben sich die Initiatoren das Ziel gesetzt, gemeinsam mit Unternehmen aus der Region eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft im Dreiländereck zu etablieren.
„Wasserstoff bietet unseren regionalen Unternehmen ein enormes Potenzial: Betriebe können ihre Produkte verstärkt CO2-neutral produzieren und zugleich noch mehr nachhaltige Wertschöpfung vor Ort generieren.“
Die Wasserstoffinitiative widmet sich zahlreichen Aufgaben. So ist der Aufbau einer Online-Plattform geplant, in der unter anderem die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie Kompetenzen von Unternehmen der Wasserstoffwirtschaft dargestellt werden. Diese sollen vernetzt werden, um Wasserstoffprojekte und -anwendungen auf den Weg zu bringen. Das Netzwerk ist offen für Firmen, die sich im Wasserstoffsektor engagieren wollen, jedoch noch in einem frühen Entwicklungsstadium sind. Auf diese Weise soll eine starke, innovative und wettbewerbsfähige Wasserstoffwirtschaft in der Euregio Maas-Rhein entstehen.
„Wasserstoff bietet unseren regionalen Unternehmen ein enormes Potenzial: Betriebe können ihre Produkte verstärkt CO₂-neutral produzieren und zugleich noch mehr nachhaltige Wertschöpfung vor Ort generieren“, sagt Michael F. Bayer. „Wir freuen uns darauf, diese ökonomisch wie ökologisch wichtige Transformation gemeinsam mit unseren Partnern in der Euregio Maas-Rhein voranzutreiben."
Der Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft ist aus Sicht der IHK Aachen von zentraler Bedeutung, um den Strukturwandel und die damit verbundene Energiewende in der Region zu meistern. Außerdem bietet er eine Möglichkeit, mittelfristig von russischem Erdgas unabhängig zu werden.
Die jetzt gestartete Wasserstoffinitiative ergänzt die Aktivitäten des Hydrogen Hub Aachen auf euregionaler Ebene. „EMR H2 Booster“ wird mit Fördermitteln des europäischen Interreg-Programms für die Euregio Maas-Rhein, des Landes Nordrhein-Westfalen sowie regionaler Regierungen finanziert, darunter der niederländischen Provinzen Limburg und Nordbrabant, dem niederländischen Ministerium für Wirtschafts- und Klimapolitik und der wallonischen Regierung.
– Christoph Claßen
Weitere Informationen:
Hydrogen Hub Aachen