Das RWTH Start-up Omnivore Recycling
Von der Larve zum nachhaltigen Futtermittel
Tierfutter aus Lebensmittelresten: Recyclinganlagen für eine kostengünstige Produktion von Insektenproteinen
Soja und Fischmehl wird in der Nutztierhaltung als preiswertets Futter eingesetzt, was jedoch zu Lasten von Klima und Umwelt geht. Der Einsatz von Insektenlarven als Futtermittel schont die Ressourcen und stellt daher eine geeignete Alternative dar. Das junge Start-up Omnivore Recycling hat sich darauf spezialisiert, Recyclinganlagen zu bauen, um landwirtschaftliche Nebenströme und industrielle Lebensmittelreste vor Ort zurück in den Nährstoffkreislauf zu bringen und die Kosten für die Herstellung von Insektenproteinen zu senken.
Gründer Marius Wenning absolvierte seinen Master an der RWTH Aachen und arbeitete nach dem Abschluss sowohl als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) als auch am Lehrstuhl für Produktionssystematik im Werkzeugmaschinenlabor (WZL). In seiner Freizeit befasste sich der Gründer intensiv mit alternativen Proteinquellen. Hierbei stellte er nach einiger Zeit fest, dass bei der Verbreitung nachhaltiger Technologien zur Gewinnung von alternativen Proteinquellen vor allem die hohen Kosten ein Hindernis darstellen. So verhält es sich auch bei Insektenproteinen. Besonders faszinierte Marius Wenning die biotechnologische Nutzbarkeit der Schwarzen Soldatenfliege, deren Larven sich dank ihres hohen Protein- und Fettanteils gut als Tierfutter eignen. Die Larven sind in der Lage ein breites Spektrum organischer Abfälle zu hochwertigem Protein umzuwandeln und somit Soja und Fischmehl als umweltschädliche Futtermittel zu ersetzen. Die Rückstände der Larven können wiederum als biologischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Das Insektenprotein ist in Europa jedoch bisher zu teuer und daher nicht wettbewerbsfähig.
Kosten senken dank Produktionstechnik
Durch sein Wissen im Bereich der Produktionssystematik, erkannte Wenning, dass die Veränderung der Produktionstechnik einen entscheidenden Unterschied im Prozess der Gewinnung von alternativem Futtermittel ausmacht. Er beschloss, die Kosten für Insektenproteine durch den Einsatz von innovativer Produktionstechnik zu senken, um diese nachhaltige Lösung massentauglich zu machen. So entstand die Idee zu Omnivore Recycling.
Durch den Einsatz dezentraler Recyclinganlagen soll der organische Stoffkreislauf geschlossen und industrielle Lebensmittelreste zurück in den Nährstoffkreislauf gebracht werden. In den Anlagen werden Lebensmittelabfälle vor Ort an Insektenlarven verfüttert. So kann die Recyclinganlage Nährstoffe aus Lebensmittelabfällen in kleinen und mittelständischen lebensmittelproduzierenden und landwirtschaftlichen Unternehmen zurückgewinnen. Die nachhaltig produzierten Insektenlarven ersetzen Soja- und Fischmehl als Tierfutter und können als nachhaltiges Futtermittel an Hühner, Schweine und Fische verfüttert werden.
Dank des innovativen Designs und intelligenter Steuerungssoftware ist der Prozess trotz geringer Investitionskosten voll automatisiert und wird dezentral überwacht und gesteuert.
Unterstützung durch Gründungsprogramme der RWTH
Auf seinem Weg zur erfolgreichen Gründung nutzte das Gründungsteam verschiedene Unterstützungsprogramme der Hochschule und nahm sowohl am Ideation Programm als auch am Incubation Programm der RWTH Innovation teil. Außerdem wurden sie für den RWTH Innovation Sprint ausgewählt, und konnten somit ihren ersten Prototypen erfolgreich umsetzen. Unterstützt wurde die Erfindung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und das Programm Grüne Gründungen der Landesregierung. Im Jahr 2022 wurde das Team mit dem RWTH Spin-off Award ausgezeichnet, der einzigen offiziellen Auszeichnung für herausragende Ausgründungen aus der Hochschule.
Chancen für nachhaltige Landwirtschaft in Afrika
Mittlerweile betreibt das Team bereits zwei Pilotanlagen. In der Pilotanlage in Aachen werden die Automatisierungskonzepte und Prozesse weiterentwickelt. Die Pilotanlage in Kenia demonstriert das Potential für afrikanische Länder. Reste aus der Avocado-Öl-Produktion werden hier recycelt und somit jährlich 1.000 Tonnen CO2-Äquivalente eingespart. Die Kleinbauern vor Ort profitieren von erschwinglichen Futter- und Düngemitteln. Eine weitere Anlage in Serbien befindet sich in der Planung. In der Zukunft sollen die bestehenden Anlagen vergrößert und weitere Standorte in Betrieb genommen werden, um eine effiziente Verwertung von Lebensmittelresten überall verfügbar zu machen.
– Autor*innen: Kirsa Dannenberg, Marius Wenning