Erfahrungsaustausch unter Alumni

Carsten Elsasser und Dr. Roman Bouffier von der Kautex Textron GmbH & Co. KG im gemeinsamen Gespräch

Das Pentatonic Batteriesystem von Kautex, ein Ergebnis starker Marktveränderungen
Foto: Kautex Textron

Die Kautex Textron GmbH & Co. KG ist einer der Weltmarktführer für Kraftstofftanksysteme mit über 30 globalen Standorten. Von Leichtbau-Batteriesystemen über Hybridkraftstoffsysteme bis hin zu Reinigungssystemen für autonome Fahrzeuge arbeitet Kautex zudem an zukunftsweisenden Lösungen für die Ära der neuen Mobilität. Die enge Kooperation mit der RWTH Aachen sowie die Expertise der RWTH-Alumni, die das Unternehmen im letzten Jahrzehnt eingestellt hat, haben maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Unter der Leitung von Alumnus Carsten Elsasser sowie der Unterstützung von Alumnus Dr. Roman Bouffier hat sich der Bereich Innovation & Strategy zum Technologiezentrum, dem Herzstück der Kautex Textron entwickelt.

Carsten Elsasser studierte von 1988 bis 1994 Maschinenbau mit der Vertiefungsrichtung Verfahrenstechnik an der RWTH Aachen. Seine berufliche Karriere begann er als Unternehmensberater in der TÜV Rheinland Gruppe, für die er unter anderem für zwei Jahre in Japan tätig war. Im Juni 1999 wechselte er zur Kautex Textron als Global Project Manger, hielt Positionen als Program Manager, Director Product Development und Director Operations für das Produktionswerk in Bonn inne, womit er maßgeblich zum Erfolg und Wachstum von Kautex Textron beitrug. Mit dem Ziel, Kautex zukunftsorientiert weiterzuentwickeln, übernahm er in 2014 die Position des Director Innovation & Strategy. In dieser Funktion arbeitet er seither mit dem Fokus, die Kautex Vision 2025 erfolgreich umzusetzen, nämlich mit Produkten für Hybrid-, Elektro- und autonome Fahrzeuge wegweisende Lösungen für das Zeitalter der neuen Mobilität zu entwickeln.

Carsten Elsasser, Director Innovation & Strategy
Foto: Jochen Hild

Dr. Roman Bouffier studierte von 2001 bis 2007 Maschinenbau an der RWTH Aachen, 2012 promovierte er ebenda und war von 2012-2015 Oberingenieur und stellvertretender Institutsleiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung an der RWTH Aachen (IKV). Nach jahrelanger Zusammenarbeit zwischen dem IKV Aachen und Kautex Textron, entschloss sich Roman Bouffier 2015 dazu, eine Stelle als Senior Manager Research im Bereich Innovations bei Kautex Textron anzunehmen. Seit Herbst 2016 ist Dr. Bouffier dort Director Research und trägt seither entscheidend zum Erfolg des Bereichs Innovation & Strategy bei.

Dr. Roman Bouffier, Director Research
Foto: privat

Für unser Magazin blicken beide Alumni im Gespräch miteinander nochmal auf ihre Wege zurück, die sie nach Kautex Textron gebracht haben und erörtern auch die aktuellen Herausforderungen ihres Unternehmens.

Roman Bouffier: Du hast 1994 Deinen Abschluss an der RWTH Aachen gemacht, wie bist Du auf die Idee gekommen, Maschinenbau zu studieren und warum gerade an der RWTH Aachen?

Carsten Elsasser: Die RWTH Aachen hat einen exzellenten Ruf, ist überregional bekannt und hat dazu mit ihrem Institutsnetzwerk und den vielen Fakultäten ein tolles Netzwerk, da fiel mir die Wahl der Hochschule nicht schwer. Warum Maschinenbau? Na, weil ich mir tatsächlich nichts Schöneres vorstellen kann, als in einem technischen Umfeld zu arbeiten. Besonders mein Interesse an technischen Lösungen und Innovation haben mich zur Studienrichtung Maschinenbau gebracht.

Roman Bouffier: Bei mir war es ähnlich. Ich hatte schon immer einen besonderen Hang zur Chemie und ein großes Interesse am Werkstoff Kunststoff, weshalb ich Kunststofftechnik als Spezialisierung gewählt habe. Dadurch, dass die Kunststofftechnik so branchenoffen ist, und Kunststoffe eigentlich in allen Lebensbereichen vorkommen, hat man fachlich und beruflich viel Gestaltungsspielraum.

Carsten Elsasser: Warum bist du nach Deinem Abschluss zum Institut gegangen, und nicht direkt in die freie Wirtschaft?

Roman Bouffier: Schon während des Studiums hatte ich den Wunsch mit einem Team junger Wissenschaftler intensiv und auch mal länger an einem Thema forschen zu dürfen. Am IKV hatte ich die Möglichkeit, viel zu gestalten, schnell eigene Budgetverantwortung und eine eigene Arbeitsgruppe zu übernehmen und die Freiheit die Forschungsrichtung mitzugestalten.

Jetzt spiele ich den Ball zurück, warum hast Du den Weg direkt in die freie Wirtschaft gewählt?

Carsten Elsasser: Bei mir stand nach einigen Jahren in Aachen der Wunsch im Vordergrund, meine Kenntnisse in einem neuen, spannenden Umfeld umzusetzen und zu vertiefen. Zunächst hatte ich die Möglichkeit in einer Unternehmensberatung für Prozessoptimierung und Managementsysteme tätig zu werden. Ich konnte branchen- und unternehmensübergreifend arbeiten, viel Erfahrung in kurzer Zeit sammeln. Die Beratungsaktivität bot mir auch die Möglichkeit für mehrere Jahre nach Japan zu gehen, dort ein entsprechendes Beratungsgeschäft aufzubauen und spannende, internationale Erfahrungen zu sammeln.

Wie Du zu Kautex Textron gekommen bist, brauche ich eigentlich nicht zu fragen, allerdings sollten wir das für die Leserschaft interessehalber genauer erläutern.

„Kunststoffe können extrem nachhaltig sein, wenn man sie klug einsetzt und sich natürlich auch um das Ende des Produktlebenszyklus kümmert.“

Dr. Roman Bouffier

Roman Bouffier: Auf jeden Fall! Zwischen Kautex Textron und dem IKV besteht schon seit langer Zeit ein enger Kontakt hinsichtlich gemeinsamer Forschungsaktivitäten und Projekte. Die Arbeitsatmosphäre war immer sehr angenehm und inspirierend. Letztlich hat mich die strategische Ausrichtung von Kautex zum Wechsel in die freie Wirtschaft bewogen. Die Innovationsthemen, die zahlreichen Technologieentwicklungen und auch der Wandel in der Automobilindustrie, womit die Produkt- und Technologieinnovationen ja einhergehen, haben es für mich sehr reizvoll gemacht, eine Tätigkeit hier anzunehmen.

Was war rückblickend für Dich in Deiner gesamten Laufbahn bei Kautex Dein persönlicher Meilenstein?

Carsten Elsasser: Ich hatte die Möglichkeit an der erfolgreichen Markteinführung mehrerer Technologien und Produkte entscheidend mitwirken zu können. In 2009 gingen beispielsweise die ersten beiden Kundenprogramme mit unserer NGFS® Twin-Sheet-Technologie an den Start. Seit einigen Jahren arbeitet mein Team zudem an völlig neuen Produkten für die Themen Autonomes Fahren und E-Mobilität. Erfolgreiche Technologieentwicklung waren und sind für uns extrem wichtig, um kontinuierlich technischen Anforderungen gerecht zu werden, neue Funktionalitäten im Produkt zu ermöglichen und unseren Kunden zukunftsorientierte Lösungen zu bieten.

Was hast Du in Deiner Zeit als Director Research bewegen können und miterlebt, gestaltet?

Roman Bouffier: In kürzester Zeit ist die Relevanz unserer Abteilung stark gewachsen. Von nahezu 100 Prozent Fokus auf Kraftstofftanks hat Kautex sich mit zusätzlichen, neuen Produkten im Portfolio zu einem Innovationstreiber in der Branche entwickelt. Ich habe neue Themen und Teams mit aufgebaut und dabei mitgewirkt, die notwendigen Kompetenzen mit an Bord zu bringen - zum Beispiel durch die Etablierung der Composite Training Series, einem globalen Weiterbildungsprogramm für unsere Mitarbeiter*innen, an dem mittlerweile über 200 Kolleg*innen teilgenommen haben. Außerdem durfte ich das neue Tech Center von Kautex entscheidend mitgestalten und mit neuester Anlagentechnik ausstatten, um unsere neuen Produktinnovationen entwickeln zu können.

Carsten Elsasser: Der Wandel in der Automobilindustrie hat uns die Chance gegeben, in neue Wachstumsbereiche vorzustoßen, neue Märkte zu adressieren, und im Sinne einer nachhaltigen Mobilität auch nachhaltig zu wachsen.

Roman Bouffier: Ja, es zeigt sich wer flexibel und agil genug ist, um am Markt bestehen zu können. Kautex ist ein sehr dynamisches Unternehmen, das in der Lage ist, entsprechende Strategien und Produkte zu entwickeln. Der Wandel wurde ja 2018 maßgeblich von Dir mit der Vision 2025 angestoßen. Wie hast Du die Vision 2025 mitgestaltet?

Carsten Elsasser: Aufgrund der starken Marktveränderung hat man im Senior Leadership Team von Kautex die Notwendigkeit gesehen, zu analysieren in welche Richtung sich die Automobilindustrie wandelt und welche Rolle wir im Bereich New Mobility spielen wollen. Auf Basis der Marktentwicklung und unserer Kernkompetenzen im Automobilbereich wurde festgelegt, in welche Themenfelder wir investieren wollen. Ein Beispiel dafür ist unser Pentatonic Batteriesystem.

Roman Bouffier: Und was mich an diesem Wandel besonders beeindruckt hat ist, dass wir nicht nur bei unseren Entwicklungsideen bleiben. Gerade nehmen wir die erste Großserienanlage für Batteriesysteme in China in betrieb. Es ist beeindruckend zu sehen, dass die Strategie nun zur neuen Realität wird. Du hattest eben das Thema Nachhaltigkeit angesprochen. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit aus deiner Sicht für die Zukunft von Kautex Textron?

„Die Möglichkeit, schon früh in meiner Karriere Auslandserfahrung zu sammeln, mit fremden Kulturen zu arbeiten und zu kommunizieren, hat mich am meisten bereichert.“

Carsten Elsasser

Carsten Elsasser: Ich denke jedes Unternehmen sollte seiner Verantwortung gerecht werden und nachhaltig agieren, nachhaltige Produkte am Markt anbieten. Auch wir suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, unseren entsprechenden CO2-Fußabdruck zu reduzieren – dazu haben wir beispielsweise unsere „sustainability roadmap“ definiert, die unsere Meilensteine hin zur C02-Neutralität, festgelegt.

Wie stehst Du dem Thema als ehemaliger IKVler entgegen? Kunststoff hat ja nicht gerade ein nachhaltiges Image.

Roman Bouffier: Das stimmt, aber Kunststoffe können extrem nachhaltig sein, wenn man sie klug einsetzt und sich natürlich auch um das Ende des Produktlebenszyklus kümmert. Kunststoffe sind nicht nur recyclebar und weisen einen deutlich niedrigeren CO2-Fußabdruck auf als die sonst üblichen Metalle. Sie können durch ihr Leichtbaupotenzial insbesondere im Transportbereich, also im Auto, der Bahn, dem Flugzeug, etc. Energieeinsparungen während des Lebenszyklus bewirken. Ein sinnvoll eingesetzter Kunststoff kann also durchaus zu einem geringen CO2-Fußabdruck eines Autos führen.

Rückblickend zu Deinem Studium, was hat Dich für deine berufliche Laufbahn besonders geprägt?

Carsten Elsasser: Die Möglichkeit schon früh in meiner Karriere Auslandserfahrung zu sammeln, mit fremden Kulturen zu arbeiten und zu kommunizieren hat mich geprägt, aber auch das große Netzwerk nach meinem Studium zu Instituten und Alumni war für mich sehr hilfreich.

Roman Bouffier: Ja, ich finde, dass die theoretische Ausbildung an der RWTH Aachen perfekt durch das Institutsumfeld ergänzt wird. Die Verbindungen in die Industrie, die vielen Möglichkeiten mit verschiedenen Technologien und Firmen in Kontakt zu kommen, haben auch mir viele Türen geöffnet für Praktika und Auslandsaufenthalte - und das bis heute noch in meinem täglichen Berufsleben.

Was würdest du Studierenden heute raten?

Carsten Elsasser: Ergreift frühzeitig die Chance neben dem Studium Praktika und entsprechende Arbeiten in Industrieunternehmen zu machen, um Erfahrungen zu sammeln. Nehmt auch die Möglichkeiten für internationale Austausche wahr.

Roman Bouffier: Da stimme ich Dir absolut zu. Ich kann außerdem nur allen angehenden Studierenden empfehlen, sich ein Studienfach zu suchen, das sie interessiert und ihnen Freude bereitet und nicht nur auf den aktuellen Jobmarkt und Gehälter zu schielen. Wenn man Spaß an den Themen hat fallen nicht nur das Lernen, sondern auch der tägliche Weg zur Arbeit deutlich leichter.

Anzeige