Gastbeitrag der Stadt Aachen
Kühler Grund, kühle Stadt
Aachens Böden arbeiten wie Klimaanlagen
Na klar, der nächste Sommer kommt bestimmt. Und er wird wieder heiß werden, immer öfter sogar sehr heiß. Weltweit, bundesweit, in Aachen. Laut einer Prognose des Deutschen Wetterdienstes wird es in den Jahren 2031 bis 2060 im Durchschnitt 48 Sommertage und 10 bis 20 Hitzetage pro Jahr geben. Die Fachwelt spricht von „Sommertagen“ bei Höchsttemperaturen von mehr als 25 Grad Celsius und von „Hitzetagen“, wenn die Höchsttemperaturen auf mehr als 30 Grad ansteigen.
Da können Böden Abhilfe schaffen. Denn sie verfügen über eine natürliche Kühlleistung. Immer dann, wenn aus dem Boden Wasser verdunstet, wirkt das wie eine natürliche Klimaanlage und kühlt die umgebende Luft. Urbanes Grün und urbane Böden haben also für die Verdunstung und die Kühlung der Städte eine hohe Bedeutung.
Deswegen wird nun für das gesamte Stadtgebiet Aachens eine Karte erstellt, auf der die potenzielle Bodenkühlleistung und Verdunstung ersichtlich ist. Mit dieser Karte sollen Informationen zu Böden mit hoher Kühlleistung und damit besonders schutzwürdige Bereiche identifiziert und dargestellt werden. Die Bodenkartierung dient der Validierung der Bodenverhältnisse auf ausgewählten Flächen. Im Fokus der Verantwortlichen in Aachen liegen zum Beispiel der Elisengarten, der Ferberpark, die Kurgärten in Burtscheid und am Eurogress, der Westpark, die Parks an der Burg Frankenberg und am Moltkebahnhof, der Von-Halfern-Park, der Park am Hangeweiher, der Kennedypark und viele mehr.
Böden sind auch aus ökonomischer Sicht eine wertvolle Ressource
Dr. Michael Kastler, Agraringenieur bei der ahu GmbH, ist sicher, „dass sich die Erkenntnis, wie wichtig die Kühlleistung von Böden für ein gutes Stadtklima ist, langsam durchsetzt.
Aachen ist mit der Erarbeitung dieses modernen Planungsinstruments für die Stadtentwicklung ganz vorne mit dabei.“
Neben der ahu GmbH sind die Untere Bodenschutzbehörde im Fachbereich Klima und Umwelt der Stadt Aachen sowie das Büro Bönsch und Schomers mit dieser Aufgabe betraut.
Die Kühlleistung eines Bodens ist enorm, sie lässt sich exakt berechnen: Was eine ein Hektar große bewachsene Parkfläche kann, dafür müsste man – setzt man einen Strompreis von 0,43 Euro pro Kilowattstunde an – ca. 1,6 Millionen Euro pro Hektar und Jahr aufbringen, würde man per Klimaanlage kühlen. Böden sind also auch ökonomisch betrachtet eine wertvolle Ressource. Nur über einen schonenden und nachhaltigen Umgang mit den Böden kann es gelingen, sie für künftige Generationen zu erhalten und zu sichern. Eine nachhaltige Flächenentwicklung lebt davon, dass industrielle Brachen wieder begrünt und besonders wertvolle und schutzwürdige Böden besser geschützt werden.
Alle Erkenntnisse über kühlleistungsstarke Böden, die bekannten Kaltluftentstehungsgebiete und die Bewegung kälterer Luft über die bekannten Kaltluftschneisen sind eine wichtige Datengrundlage für das Schutzgut Boden, für das lokale Stadtklima und städtische Planungsprozesse. Wo gibt es in der Stadt Hitzeinseln? Wo lassen sich Böden so verbessern, dass sie als Wasserspeicher genutzt werden können?
„Eine nachhaltige Stadt- und Siedlungsentwicklung muss sich auch mit den absehbaren Auswirkungen des Klimawandels auf den Siedlungsraum auseinandersetzen. Böden spielen dabei eine zentrale Rolle im Klimageschehen“, so Heiko Thomas, Umweltdezernent der Stadt Aachen.
Grünflächen als „Kühlschränke der Stadt“
Derartige Grünflächen können, gekoppelt mit bodenverbessernden Maßnahmen und nachhaltigen Lösungen für die Wasserspeicherung, zu sehr effektiven „Kühlschränken der Stadt“ werden. Aber aufgepasst, es geht leider auch andersherum: Eine Grünfläche in einem Stadtpark heizt sich ohne ausreichende Wasserversorgung im Sommer fast genauso auf wie eine Asphaltfläche. Daher muss die Bodenkühlleistung von Wiesen und Wäldern, von Parkanlagen und Gärten genauso geschützt und gefördert werden wie die Abflussströme von Kaltluft über die vielen Bachtäler und Grünfinger-Zonen der Stadt Aachen.
Die Natur liefert der Bürgerschaft Aachens eine Reihe wertvoller Geschenke, wir müssen sie nur nutzbar machen. Die Karte der potenziellen Kühlleistung von Böden im Aachener Stadtgebiet ist voraussichtlich im Frühjahr 2024 für alle einsehbar.
– Autorin: Elena Reinders