Studium und Lehre
Ganzheitliche Ausbildung zukünftiger Entscheider*innen
Die RWTH ist als Hochschule ein Ort, an dem Wissen nicht nur generiert, sondern auch vermittelt wird. Vor dem Hintergrund drängender, globaler Herausforderungen kommt der ganzheitlichen Ausbildung zukünftiger Entscheider*innen und entsprechender Kompetenzvermittlung zur Begegnung dieser Herausforderungen eine besondere Rolle zu. Die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsbezüge in Curricula ist dabei ebenso zu nennen wie auch das Schaffen von Anreizen für das Engagement für Nachhaltigkeit – nicht nur für Studierende, sondern auch für Lehrende.
Im nachfolgenden Kapitel erfahren Sie mehr über Entwicklungen mit Blick auf die Nachhaltigkeit in Lehre und Studium an der RWTH. Dazu gehören praktische Ansätze wie der SDG-Campus und die Summer Schools, Lehrpreise für Nachhaltigkeit sowie auch das studentische Engagement für Nachhaltigkeit.
Ein Überblick zu grundlegenden Strukturen im Bereich Studium und Lehre mit Bezug zur Nachhaltigkeit ist im ersten Nachhaltigkeitsbericht der RWTH zu finden.
Drei Fragen an...
Florian Winkler, AStA-Referent für Nachhaltigkeit & studentisches Engagement (bis 2023)
Die Nachhaltigkeit an der RWTH ist unmittelbar mit den Menschen, die an ihr lernen, lehren, forschen und arbeiten, verbunden. Sie alle bringen unterschiedliche Perspektiven auf die nachhaltige Hochschule mit. Mit Blick auf den Bereich Studium und Lehre haben wir für AStA-Referent Florian Winkler drei Fragen mitgebracht. Wir sind gespannt auf die Antworten!
Auf einen Blick
An der RWTH Aachen sind bereits viele Prozesse zur nachhaltigeren Gestaltung von Studium und Lehre angestoßen worden.
Gut zu wissen! Die RWTH hat ein Nachhaltigkeitsleitbild.
Die Nachhaltigkeitsbestrebungen an der RWTH Aachen fußen auf dem im Juli 2021 verabschiedeten Nachhaltigkeitsleitbild. Das Leitbild legt das gemeinsame Verständnis von Nachhaltigkeit an der Hochschule dar. Als Orientierungsrahmen adressiert es auch Aspekte der Lehre.
Unser Weg zur Nachhaltigkeit
Entwicklungen im Bereich Studium und Lehre
In den Jahren 2021 und 2022 hat sich viel getan im Bereich Studium und Lehre. Die Hochschulangehörigen bringen sich in den seit 2021 halbjährig stattfindenden GreenTeams aktiv ein. Der AStA veranstaltete die Nachhaltigkeitstage, in 2021 sogar zweimal. Mitte 2022 fand das Thema Nachhaltigkeit durch die Vorstellung des Micro-Bachelor für Nachhaltigkeit im Rahmen des SDG-Campus Einzug in den Talk Lehre.
Der SDG-Campus startete offiziell Ende 2022. Wie der Zeitstrahl zeigt, stellen die Aufnahmen der Nachhaltigkeit in das „Leitbild Lehre“ sowie in die „Leitlinien Lehre“ im Jahr 2023 weitere Meilensteine bezüglich der Nachhaltigkeit in Studium und Lehre dar.
Nachhaltigkeit in der Lehre
Nachhaltigkeitsbezüge erkennen und evaluieren
Bereits im Rahmen des ersten Nachhaltigkeitsberichtes der RWTH wurden die Ergebnisse einer im Frühjahr 2021 durchgeführten Umfrage zu „Nachhaltigen Studiengängen“ dargestellt. Die Anfrage, wie viele Studiengänge der jeweiligen Fakultät auf das Thema Nachhaltigkeit einzahlen, zielte insbesondere darauf ab, die Reflexion des Nachhaltigkeitsbezugs in der Lehre in allen Fakultäten anzustoßen. Es sollte ein erster Eindruck gewonnen werden, in wie vielen Studiengängen nach einer Selbsteinschätzung das Thema adressiert wird. Insofern ist die Umfrage nicht repräsentativ, bietet aber einen Anhaltspunkt, wie viel Nachhaltigkeit in der Lehre an der RWTH steckt.
Die Erhebung machte deutlich, dass die Studiengänge an der RWTH Aachen vor allem die ökologische Nachhaltigkeitsperspektive adressieren, insbesondere mit Themenkomplexen wie saubere Energie und Maßnahmen zum Klimaschutz.
Eine Übersicht der in der Erhebung erfassten Studiengänge mit Nachhaltigkeitsbezug ist auf der Nachhaltigkeitswebseite einsehbar. Seitdem sind weitere Einträge mit Selbsteinschätzungen der Fakultäten eingetragen worden. Mit Stand November 2023 sind Selbsteinschätzungen für 50 Studiengänge mit insgesamt 232 genannten SDG-Bezügen hinterlegt.
Die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit wird weiterhin deutlich adressiert. So entfallen 15% der Nennungen auf das SDG 7 – Bezahlbare und saubere Energie und 14% auf SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz. Auf Platz 3 der Nennungen folgt SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur. Weiterhin folgen mit mehr als 10 Nennungen SDG 15 (9%), SDG 12 (8%), SDG 11 (7%), SDG 6 (6%), SDG 3 (6%) und SDG 5 (5%).
Es ist wichtig zu betonen, dass es sich um Selbsteinschätzungen der Fakultäten handelt. Die Verteilung der Nennungen von SDGs sind auf die betrachteten Studiengänge beschränkt. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit der Auflistung. Mehr zu einer zukünftigen, systematischen Erfassung von Nachhaltigkeitsbezügen in Studiengängen erfahren Sie im Folgenden.
Integration der Nachhaltigkeit in die Curricula
Seit dem letzten Nachhaltigkeitsbericht hat sich bezüglich der Nachhaltigkeit in der Lehre einiges getan. 2023 erfolgte die Aufnahme des Themas Nachhaltigkeit in das „Leitbild Lehre“ sowie die „Leitlinien Lehre“. Nicht zuletzt ist der Wirkungsbereich Studium und Lehre wesentlicher Bestandteil des Anfang 2022 begonnen Prozesses zur Nachhaltigkeitsroadmap. Die Integration der Nachhaltigkeit in die Curricula spielt dabei eine wichtige Rolle.
Für die Studiengänge, die ab dem Wintersemester 2023/24 in die Akkreditierung gehen, wird die Aufnahme bzw. das Vorhandensein der Nachhaltigkeit in den Inhalten der Curricula im Rahmen der Studiengangsevaluation überprüft. Zu den Qualitätszielen im Bereich Lehre gehören die „Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit“. Jeder Studiengang muss daher ab dem Wintersemester 2023/24 die Fragestellung beantworten, ob Bezüge zu den Sustainable Development Goals (SDGs) sowie Fragestellungen der ökologischen, ökonomischen sowie sozialen Nachhaltigkeit im Studiengang verankert sind.
Da diese Überprüfung aufgrund der Vielzahl der Studiengänge sukzessive erfolgt, wird acht Jahre nach Beginn der vollständige Nachweis über die Kompetenzen im Bereich der SDGs für alle Studiengänge abgeschlossen sein.
Anreize schaffen – Engagement auszeichnen
Auszeichnungen (Sonder-)Lehrpreis Nachhaltigkeit
Die RWTH Aachen vergibt seit mehr als zehn Jahren einen Lehrpreis, um herausragende und beispielhafte Leistungen im Bereich Lehre zu würdigen. Im Jahr 2021 wurde einmalig ein Sonderlehrpreis „Nachhaltigkeit“ vergeben. Aus den fünf eingegangenen Vorschlägen hat die Rektoratskommission für Qualitätsmanagement in der Lehre Frau Professorin Carmen Leicht-Scholten vom Lehr- und Forschungsgebiet Gender und Diversity in den Ingenieurwissenschaften und die Fachschaft für Geographie/Wirtschaftsgeographie für den Sonderlehrpreis ausgewählt. Das Preisgeld betrug 12.000 Euro.
Sonderlehrpreis für Prof. Dr. Carmen Leicht-Scholten
Prof. Leicht-Scholten wurde für ihren langjährigen Einsatz in der Vermittlung von Kompetenzen zur nachhaltigen Technikgestaltung über Fakultätsgrenzen hinweg geehrt. Sie bietet mehrere Angebote sowohl in der grundständigen Lehre und den Veranstaltungen des Instituts als auch mehrere „Leonardo“-Veranstaltungen pro Semester an, die einen besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit legen („Technik und Gesellschaft“ und „Sustainable Development Goals“).
Sonderlehrpreis für die Fachschaft
In den vergangenen Jahren hat die „Geofachschaft“ regelmäßig Filmabende organisiert, die politische, soziale sowie umweltrelevante Fragen aufgreifen und neben einem Wissensinput Raum für Diskussionen bieten. In lockerer Atmosphäre jenseits des Vorlesungsalltags werden auch unterschiedliche Expert*innen in die fachliche Diskussion einbezogen. Für diese Filmabende wurde die Fachschaft 2021 mit dem Sonderlehrpreis Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Erfahren Sie hier mehr, wofür das Preisgeld verwendet wurde.
Verstetigung
Um den Aspekt Nachhaltigkeit zu verstetigen, wurde bei der Vergabe des Lehrpreises für die folgenden Jahre der Kriterienkatalog entsprechend ergänzt. So ist die Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeitsaspekten im Kriterienkatalog – im Sinne des Nachhaltigkeitsleitbildes – nun ein fester Bestandteil.
Weitere Informationen
(Sonder-)Lehrpreis Nachhaltigkeit
Lehrpreis der RWTH
Gut zu wissen – Die Nachhaltigkeitsstrategie der RWTH.
Seit Anfang 2022 läuft an der RWTH Aachen ein partizipativer Prozess zur Erarbeitung und Verabschiedung einer Nachhaltigkeitsstrategie mit zugehöriger, sogenannter Nachhaltigkeitsroadmap. Diese umfasst Ziele, Indikatoren und Maßnahmen, um die Vision einer klimaneutralen und nachhaltigeren RWTH bis 2030 zu realisieren.
Im Gespräch – Unterwegs im Erasmus-Semester
Klimafreundlich reisen auf dem Weg ins Auslandssemester? Lesen Sie hier, was Lea Hagen von ihrem Aufenthalt an der Luleå Tekniska Universitet in Schweden zu berichten hat.
Studentisches Engagement
für Nachhaltigkeit
Die Studierenden sind als die größte Hochschulgruppe wichtige Akteur*innen und auch für das Thema unverzichtbare Impulsgeber*innen: Sei es für die Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsfragen in Lehre und Studium oder dem nachhaltigen Betrieb der Hochschule. Ihr Engagement prägt die Hochschule und die Stadt Aachen in diesem Bereich maßgeblich.
Das Engagement der Nachhaltigkeitsinitiativen an der RWTH Aachen ist vielfältig und beschäftigt sich mit allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit. Themen sind dabei unter anderem die Gründung von gemeinnützigen Start-ups, Kinderrechte, Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit, Diversity und Inklusion, erneuerbare Energien, Gesundheit, klimafreundliche Mobilität, Abfallvermeidung und -beseitigung sowie die Vernetzung der Initiativen im Nachhaltigkeitsbereich.
Lesen Sie mehr dazu, was sich im studentischen Engagement sowie im AStA seit dem ersten Nachhaltigkeitsbericht getan hat und was die Studierenden bewegt.
Mehr spannende Einblicke
Hier finden Sie weitere Beiträge zur Nachhaltigkeit mit Blick auf das Studium und die Lehre. Erfahren Sie mehr über die Entwicklung und Erprobung eines Selbstbaukits für die koproduktive Begrünung von Hochschulgebäuden. Lesen Sie spannende Beiträge zum UNESCO-Lehrstuhl für Kulturerbe und Städtebau sowie zum Projekt „Leonardo“.
SDG-Campus – Micro-Bachelor Nachhaltigkeit
Der SDG-Campus ist ein hochschul- und fächerübergreifendes digitales Angebot, in dem Studierende im Selbststudium technologische Lösungsansätze zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, den 17 Sustainable Development Goals (SDGs), kennenlernen und gemeinsam weiterentwickeln.
Das BauGrünKit
In einer Lehrveranstaltung an den Instituten für Landschaftsarchitektur sowie für Textiltechnik haben Studierende das BauGrünKit entwickelt und als Prototyp am Sprachenzentrum der RWTH umgesetzt. Mit dem Kit können Mitarbeitende und Studierende in Eigeninitiative ihre Arbeitsumgebung attraktiver gestalten, das Stadtklima verbessern und die Biodiversität fördern.
UNESCO Chair for Cultural Heritage and Urbanism
Städte und Regionen stehen weltweit vor den Herausforderungen des Struktur- und des Klimawandels. Um sich diesen Aufgaben zukunftsfähig stellen zu können, wird am UNESCO Chair for Cultural Heritage and Urbanism mit interdisziplinärer Forschung und Lehre die Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda vorangetrieben. Der Fokus hierbei liegt auf der Stadtgestaltung, der Baukultur und der Bewahrung des kulturellen Erbes.
IDEA League Summer Schools – Nachhaltigkeit erlebbar machen
Die IDEA League ist ein Zusammenschluss führender technischer Universitäten in Europa, darunter die RWTH. Die Vernetzung und der Austausch finden sich bereits im Motto der IDEA League „Connect. Exchange. Innovate.“ wieder. In diesem Sinne finden unter dem Schirm der IDEA League gemeinsame Veranstaltungen im Themenbereich Nachhaltigkeit statt – auch am Aachener Campus. Erfahren Sie hier mehr zu den Summer Schools.
Projekt „Leonardo“
Zukünftige Gestalter*innen und Vordenker*innen unserer Zeit benötigen Lehre, die über den Tellerrand des eigenen Fachbereiches hinausblickt und starke Impulse setzt. Diesem Ziel hat sich das Projekt „Leonardo“ des Human Technology Centers verschrieben — mit interdisziplinären Themen, die ständig weitergedacht werden, und innovativen Lehrformaten.