Hilfsaktion der RWTH und Uniklinik für die Ukraine hat schnell Fahrt aufgenommen

Lastwagen bringen Medikamente, medizinisches Gerät und Verbandsmaterial in das Kriegsgebiet

Foto: Heiko Damme

Es war eine dieser Momentaufnahmen, die die Beteiligten nicht mehr loslassen sollten: Gerade hatte der Hilfskonvoi die Lieferung aus Aachen an der Grenze den ukrainischen Ärzten übergeben, da traf die Nachricht vom russischen Angriff auf den Militärstützpunkt Yaworiw nahe Lwiw ein. Kaum auf der Rückfahrt wurden Professor Andrij Pich und seine Begleiterinnen und Begleiter informiert, dass das Verbandsmaterial und Medikamente wie Morphine und Antibiotika unmittelbar auch für die Verwundeten dieses russischen Anschlags eingesetzt werden konnten.

Fleißige Helfer*innen um Professor Pich packen LKWs für die lange Fahrt in die Ukraine.
Foto: Heiko Damme

Der gebürtige Ukrainer Pich, Professor am Institut für Technische und Makromolekulare Chemie der RWTH und DWI-Leibniz Institut für Interaktive Materialien, ist Initiator der Hilfsaktion „RWTH und Uniklinik helfen in der Ukraine“. Er hat Familie und Freunde vor Ort, darunter sind viele im medizinischen Sektor tätig, und kennt daher die Bedarfe. Die Apotheke der Uniklinik RWTH Aachen beschafft mit Hilfe der Spenden, um die seit Wochen geworben wird, was dringend in den ukrainischen Kliniken gebraucht wird. Mittlerweile kamen mehr als 710.000 Euro (Stand 22. April 2022) im Rahmen der Aktion zusammen – dazu gehören viele Einzelspenden, aber auch Erlöse von Spendenaktionen aus Schulen, Kommunionsgruppen, von Benefizkonzerten und vielem mehr.

„Dies ist ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Wir freuen uns sehr über diese breite Unterstützung – unser Dank gilt allen Spenderinnen und Spendern“, betont RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger. „Diese humanitäre Katastrophe hat viele Menschen in unserem Haus besonders bewegt. Wir danken allen Beteiligten, dass die Hilfe so schnell und zielgenau koordiniert werden konnte – gelungenes Teamwork“, sagt Professor Thomas H. Ittel, Ärztlicher Direktor Uniklinik RWTH Aachen.

„Dies ist ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Wir freuen uns sehr über diese breite Unterstützung – unser Dank gilt allen Spenderinnen und Spendern.“

Die RWTH hatte den russischen Angriff auf die Ukraine Anfang März in einer Stellungnahme verurteilt. Der Angriff erfülle die RWTH und ihre Angehörigen mit Entsetzen, Sorge und Mitgefühl. Sie verurteile jegliche Gewalt und Verstöße gegen das Völkerrecht. „Es ist uns ein Anliegen, Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im ukrainischen Kriegsgebiet und auf der Flucht, soweit es uns möglich ist, zu helfen“, erklärt das Rektorat der Hochschule und ergänzt: „Die RWTH ist ein Ort der Vielfalt, des Miteinanders und der Solidarität. Wir bieten allen RWTH-Angehörigen, die persönlich von Krieg und Krisen betroffen sind wie die Menschen in der Ukraine, Beratung und Hilfe an.“

Dankbar nehmen die Mediziner*innen und Pflegekräfte die die gespendeten Medikamente und Geräte an.
Foto: Ulyana Chernyaha-Royko

Berichte, die nahe gehen

Der Krieg war nur wenige Tage alt, da wurde die Hilfsaktion angegangen. Sein halbes Leben verbrachte der 46-Jährige Pich in der Ukraine. „Wenn ich sehe, was mit meinem Volk passiert, bin ich tief erschüttert“, sagt er. Rasch konnte er an RWTH und Uniklinik viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter gewinnen und ein Spendenkonto eingerichtet. Die Tageszeitungen berichteten über die Aktion, der WDR lud den Wissenschaftler zum Gespräch ins Studio. Wenn Pich von dem, was er bei seinem Besuch mit dem Hilfskonvoi erzählt hat und die Geschichten erzählt, die ihm seine ukrainischen Freunde und Verwandten erzählen, dann schlucken die Zuhörer mehr als einmal. Es sind Berichte, die nahegehen.

Woche für Woche starten nun in Aachen 40-Tonner-LKW mit Verbandsmaterial, medizinischen Geräten und Medikamenten in Richtung polnisch-ukrainische Grenze. Als RWTH-Professor Andrij Pich den ersten großen Hilfskonvoi begleitete, berichteten ihm die Medizinerinnen und Mediziner in der Ukraine, dass sie bei Operationen mangels Ausstattung Wunden mit bloßen Händen zudrücken mussten. „Es war sehr bewegend, wie sich die Ärzte bei der Übergabe gefreut haben“, erzählt Pich.

„Mit jedem Tag steigt die Zahl der Verwundeten und damit der Bedarf Hilfsgütern wie Gefäßprothesen. Die Aktion von RWTH und Uniklinik hilft hier sehr direkt und konkret.“

„Wir sind allen, die uns derart unterstützen, sehr dankbar. Es zeigt uns deutlich, wie sehr das Schicksal der Ukrainerinnen und Ukrainer, die in diesem schrecklichen Krieg leben müssen, auch die Menschen hier berührt und beunruhigt“, sagt Pich. „Wir sind froh, dass wir die Arzneimittel und Medizinprodukte für die Krankenhäuser in Lwiw sehr spezifisch besorgen können, sodass sie sofort nach Lieferung dort eingesetzt werden“, erklärt Dr. Albrecht Eisert, Chefapotheker der Uniklinik RWTH Aachen.

Mittlerweile konnte eine stabile Logistikkette bis zur polnisch-ukrainischen Grenze aufgebaut werden. Dort wird in der Regel zum Schutz vor Angriffen, die häufig auf größere Konvois erfolgen, in kleinere Transporter umgeladen. Auch auf polnischer Seite werden provisorische Krankenhäuser aufgebaut, um Verwundete und erkrankte Flüchtlinge zu versorgen. Dort sind unter anderem auch 22 spezielle Beatmungsgeräte stationiert, die bei konkretem Bedarf beispielsweise schnell nach Lwiw gebracht werden können. Das Risiko, dass eine gesamte Lieferung solch wertvoller Geräte bei einem Angriff während des Transports zerstört werden, ist zu groß. Daher werden sie nach und nach in die Krankenhäuser geliefert.

Weiterhin finanzielle Hilfe

Der russische Angriffskrieg geht mit unverminderter Härte weiter und verschärft auch die Probleme der medizinischen Versorgung in der Ukraine. „Mit jedem Tag steigt die Zahl der Verwundeten und damit der Bedarf Hilfsgütern wie Gefäßprothesen. Die Aktion von RWTH und Uniklinik hilft hier sehr direkt und konkret“, betont Pich. Doch der Bedarf steigt mit jedem Kriegstag und den vielen Kriegsopfern drastisch an. Für die medizinische Versorgung der Kriegsverletzungen ist zudem häufig besondere Ausstattung nötig. Die Aktion braucht daher weiterhin dringlich finanzielle Hilfe.

– Thorsten Karbach

Spendenkonto

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Barspenden sind (auch anonym) möglich im RWTH-Shop im Hauptgebäude, Templergraben 55. Die Gelder werden von dort auf das Spendenkonto der RWTH weitergeleitet.

Anfragen und Informationen:
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