Drei Fragen an...
Geva Aschhoff und Markus Leber
Geva Aschhoff ist Dezernatsleiterin des Dezernats 10.0 der RWTH und leitet gemeinsam mit Co-Dezernatsleiter Markus Leber das Facility Management der Hochschule. Wir haben den beiden mit Blick auf den Betrieb ein paar Fragen mitgebracht.
Was verbinden Sie mit Nachhaltigkeit im Betrieb (an der RWTH)?
Große Potenziale! Die RWTH betreibt über 350 Gebäude mit einem Strom- und Wärmeverbrauch von ca. 30.000 Zweipersonenhaushalten. Dadurch, dass die RWTH (BLB-)eigene Energieerzeugungsanlagen, Energieverteilnetze für Strom, Wärme und Gas betreibt, ergeben sich enorme Potenziale durch die Kopplung von Sektoren und kluge Quartiersenergiekonzepte. Leider fehlt es noch an wirksamen Finanzierungsquellen für nachhaltigkeitsspezifische Investitionen seitens des Landes. Hier stehen wir aber in intensivem Austausch mit dem Eigentümer BLB und den Ministerien, um Wege für wichtige Investitionen in den teilweise veralteten Gebäudebestand zu vereinbaren und somit langfristig einen Umstieg auf defossile Energieträger zu ermöglichen. Ein nachhaltiger Gebäudebetrieb ist ohne Investitionen in Gebäude, technische Anlagen in Gebäuden sowie Verteilnetze und Erzeugungsanlagen kaum möglich.
Bau und Sanierung sind demnach elementare Bestandteile eines nachhaltigen Betriebs im Lebenszyklus.
Was hat sich in Ihren Augen mit Blick auf die Nachhaltigkeit an der RWTH seit 2021 getan?
Mit dem Überfall auf die Ukraine und den galoppierenden Energiepreisen ist die Aufmerksamkeit auf das Thema maximal gestiegen! Mit der Stabsstelle Nachhaltigkeit hat sich eine Gesamtstrategie gebildet. Im Gebäudebetrieb sprechen wir schnell von sehr hohen Investitionssummen und langfristigen Konzepten mit Lebenszyklen von über 20 Jahren zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Doch auch in diesem Bereich fokussieren wir ebenfalls auf die niedrig hängenden Früchte, z.B. kaufen wir seit 2023 100% grünen Strom, haben mehrere PV-Anlagen in Betrieb und Planung und bauen ein Energiedatenmanagement auf, das den Nutzenden der RWTH-Gebäude eine direkte Rückkopplung ihres Verhaltens in Energieverbräuchen ermöglicht. Als exzellente technische Universität sollte die RWTH unserer Meinung nach führend bei der Umsetzung von nachhaltigen und innovativen Lösungen im Bereich des Gebäudebetriebs sein!
Wenn Sie eines benennen sollten, welches Projekt sollte die Hochschule anstoßen und/oder voranbringen?
Eines??? Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Dies gilt insbesondere bei der Nachhaltigkeit im Gebäudebetrieb. Insofern denken wir nicht mehr in einzelnen Projekten sondern in Quartierskonzepten für die Energieversorgung, welche in einem ganzen Portfolio von Maßnahmen und Projekten aufgehen. Zum Beispiel liegt ein solches Quartiersenergiekonzept für den Campus Melaten vor, welches auf defossile Wärmeerzeugung zielt. Ein elementares Projekt stellt die Sanierung des Sammelbaus Chemie/Biologie dar, da wichtige Netzparameter nach dessen Sanierung optimiert werden können. Außerdem kann bei einer Sanierung des Sammelbaus ca. 90% des heutigen Wärmeverbrauchs eingespart werden!
Weitere Bausteine sind aber auch Einzelprojekte, wie zum Beispiel der RWTH-Neubau KiTa Melaten mit Orientierung am Passivhausstandard unter Verwendung von CO2-armen, recyclingfähigen Materialien mit der Möglichkeit der Rückführung in den Wertstoffkreislauf.
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!