Energieversorgung
Die Energieversorgung der Hochschule erfolgt über eigene Netze für Fernwärme, Erdgas, Strom, Kälte, Druckluft und Wasser. Dazu betreibt die RWTH zentrale Anlagen zur Eigenversorgung für Strom, Wärme und Kälte. Durch die Technisierung der Gebäude, die auch in Hinblick auf die Forschung notwendig ist, steigen auch die Anforderungen an die Energie- und Wasserversorgung.
Die wesentlichen Bezugs-, Erzeugungs- und Verbrauchsdaten der RWTH-Liegenschaften sind im Datenanhang dieses Nachhaltigkeitsberichts einsehbar. Nähere Informationen sind auch den RWTH-Energieberichten zu entnehmen. Weitere (Hintergrund-)Informationen zum Thema Energie sind zudem im ersten Nachhaltigkeitsbericht der RWTH zu finden.
Die RWTH betreibt insgesamt drei eigene Blockheizkraftwerke (BHKW). Diese erzeugen heute in Summe etwa ein Drittel des Strombedarfs der Hochschule. Ebenfalls werden eigene zentrale Kältenetze betrieben. Die Abwärme der BHKW wird standortabhängig teils zur Erzeugung von Absorptionskälte eingesetzt oder direkt in das Wärmenetz der RWTH Aachen eingespeist.
Optimieren und modernisieren
Im Fokus des Masterplans „Energie 2025“ steht nach wie vor im Wesentlichen die Optimierung und Modernisierung der Infrastruktur. Durch die im Jahr 2022 erfolgte Abkopplung der Uniklinik Aachen von der Wärmeversorgung der RWTH konnte in der Folge eine Absenkung der Netz-Vorlauftemperatur im Wärmenetz Melaten vorgenommen werden. Dies geht mit einem geringeren Energieaufwand einher. Aktuell werden zudem Möglichkeiten zur Einbindung von elektrischen Großwärmepumpen in die Versorgungsstrukturen und Wärmenetze untersucht. Dezentral werden bereits erste Wärmepumpen genutzt bzw. in neuen Gebäuden geplant.
Der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen erfolgt vorrangig im Zuge von Dachsanierungen und bei Neubauten der RWTH. In einer ersten Phase ist die Errichtung von in Summe ca. 1000 kWp elektrisch zur Gebäudeeigenversorgung auf den Dachflächen vorgesehen, davon sind etwa 300 kWp verteilt auf fünf Anlagen bereits in Betrieb. Ein Beispiel ist die zuletzt im Jahr 2023 errichtete PV-Anlage auf dem Dach des neuen Plastics Innovation Center (PIC) 4.0.
Die RWTH bezieht Ökostrom
Die RWTH Aachen bezieht seit dem 1. Januar 2023 den eingekauften Strom vollständig aus regenerativen Quellen. In den Ausschreibungsprozess im Jahr 2022 für den Strombezug an der RWTH ab 2023 wurden, trotz der laufenden Energiekrise, erstmals entsprechende Anforderungen für einen „Ökostrom“-Bezug formuliert. Da der Begriff „Ökostrom“ nicht geschützt oder definiert ist, wurde dieser im Rahmen der Ausschreibung für die RWTH wie folgt konkret formuliert: „Energie aus erneuerbaren, nicht fossilen Energiequellen ist: Wind, Sonne, Erdwärme, Energie aus der Umgebungsluft, hydrothermische Energie, Meeresenergie, Wasserkraft, Biomasse, Deponiegas, Klärgas und Biogas“. Zudem wurde aufgenommen, dass die Qualität des Stroms per Zertifikat – zum Beispiel Herkunftsnachweisregister (HKNR) oder vergleichbar – nachgewiesen werden muss.
Entwicklung der Energieverbräuche
Die von den Energieversorgern bezogene Energie in Form von Erdgas, Fernwärme und Strom der RWTH Aachen stieg von 2000 bis 2022 absolut um 38 % an. In Relation zum gleichzeitigen hohen Flächenzuwachs (+ 61 %) entspricht dies jedoch einem Rückgang von ca. 30 % mit Blick auf den Energieverbrauchskennwert. Der Heizenergieverbrauchskennwert (witterungsbereinigter Verbrauch / m² NRF) der RWTH Aachen ist im Zeitraum 2000 bis 2022 um ca. 40% gesunken.
Trotz eines Zuwachses der Nettoraumfläche sowie einer permanent wachsenden Technisierung im Forschungsbereich der Institute ist der flächenbezogene spezifische Stromverbrauch der RWTH von 2000 bis 2022 nahezu konstant geblieben (- 3 %) – dies auch durch den Einsatz moderner Gebäudeautomation und neuer Effizienztechnologien. Die Entwicklung der Gesamtenergieverbräuche seit 2018 ist der folgenden Darstellung zu entnehmen.
Im Bereich Zentrum und Hörn wird der Wärmebedarf vorwiegend durch bezogene Fernwärme gedeckt. Die Fernwärme wird zur Versorgung der Gebäude des Campus Mitte und des Campus Hörn in ein hochschuleigenes Netz eingespeist und deckt dort 70% des Heizenergiebedarfs. Das Blockheizkraftwerk in der Wüllnerstraße liefert die restlichen 30% als Nahwärme.
Im Bereich Melaten wird der Heizenergiebedarf der Hochschulgebäude aus dem eigenen Heizkraftwerk zum größten Teil durch erdgasbetriebene Heizkessel gedeckt. Die eingekoppelte Fernwärme macht hier einen geringeren Anteil (20%) der Heizenergieversorgung aus. Aufgrund der Erdgaskrise wurde ab Herbst 2022 in einem Heizkessel als Brennstoff Heizöl EL (Extra Leicht) eingesetzt, so dass die Versorgungssicherheit auch in der kritischen Phase der Heizperiode 2022/2023 gewährleistet werden konnte. Im Jahr 2022 lag der Anteil des Erdgases an der Heizenergieversorgung bei 75% und für Heizöl EL bei 5%.
Neben den zentralen Wärmeversorgungen der Hochschule gibt es noch weitere dezentrale Einspeisestellen für Fernwärme und Erdgas in einzelnen Gebäuden und Gebäudekomplexen der RWTH Aachen. Diese machen etwa 5% des gesamten Heizenergiebedarfs aus.
Auch die Energiestandards der Gebäude beeinflussen den Energieverbrauch. Aufgrund des hohen Altbestandes mit hohen Heizenergieverbrauchskennwerten besteht beispielsweise im Bereich Melaten ein besonders hoher energetischer Sanierungsbedarf bei der Gebäudehülle als auch bei der Anlagentechnik.
Wasserverbrauch
Der Wasserverbrauch der RWTH blieb in den vergangenen Jahren nahezu konstant, bzw. sank zuletzt auf 448.645 m³ im Jahr 2022 (siehe Datenanhang). Etwa 20% (92.339 m³) fallen dabei als Verdunstungswasser an – z.B. in den Rückkühlwerken der Hochschule. Darüber hinaus wird auch für die Luftbefeuchtung in den Klimaanlagen Trinkwasser benötigt. Durch eigene Wasserzähler werden die Wassermengen ermittelt, die verdunsten und somit kein Schmutzwasser verursachen. Höhere Wasserverbräuche fallen vor allem aber durch die Kühlung von Versuchseinrichtungen in den Instituten an. Die RWTH ist bestrebt, die Institute mit Blick auf einen ressourcenschonenden Einsatz von Trinkwasser bestmöglich zu unterstützen.
Weiter auf dem Weg zur Klimaneutralität
Die RWTH Aachen hat sich im Jahr 2021 im Rahmen des Race to Zero verpflichtet, bis 2030 klimaneutral zu werden. Die Senkung des Ressourcen- und Energieverbrauchs ist dabei ein wichtiges Ziel, um den Betrieb nachhaltiger auszurichten.
In diesem Sinne hat die RWTH Aachen im Juni 2021 gemeinsam mit der FH Aachen und der Stadt Aachen eine Absichtserklärung für mehr klimafreundliche öffentliche Gebäude in der Stadt Aachen unterzeichnet. Die Erklärung umfasst mit Blick auf den Gebäudebestand Ziele zu CO2-Einsparungen durch Investitionen in Energieversorgungsinfrastruktur, Anlagentechnik und Gebäudehülle, die Umsetzung einer Sanierungsquote, die Aufstellung eines Maßnahmenplans bezüglich der Energieeffizienz im Rahmen der Instandhaltung, Investitionen in Erneuerbare Energien sowie Maßnahmen zur Beeinflussung des Nutzerverhaltens.
Die RWTH wird zwingend auch die Unterstützung durch das Land NRW sowie den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW als Eigentümer eines Großteils der Gebäude und Infrastruktur benötigen, um diese Ziele erfolgreich gestalten zu können.
Um Verbräuche messen und nachweisbar senken zu können, ist eine fundierte Datengrundlage erforderlich. Im Dezernat 10.0 – Facility Management wird daher ein zentrales „Energie Daten Management System“, kurz EDMS, entwickelt und implementiert.
Weitere Informationen
„Energieversorgung“ im 1. Nachhaltigkeitsbericht
RWTH Energieberichte
Race to Zero