Das Team der Zentralen Studienberatung der RWTH Aachen.
Martin Braun

Vertraulich, ergebnisoffen, klient*innenzentriert

50 Jahre Zentrale Studienberatung an der RWTH

Wer in Aachen am Templergraben, Ecke Pontstraße die Ampel überquert, sieht seit Jahrzehnten eine Institution der RWTH Aachen im Eckgebäude: die Zentrale Studienberatung. Diese erste Anlaufstelle für alle Studieninteressierten, für Schüler*innen, für Studierende, aber auch für Eltern, Lehrkräfte und Angehörige feierte im September 2022 ihr 50-jähriges Jubiläum.

Der Start mit einer Handvoll Personen im September 1972 erfolgte eher im Stillen. In den Anfangsjahren ging es vor allem darum, der Arbeit einer Beratungsstelle ein eigenständiges Profil zu verleihen und wie überall in der Bundesrepublik Deutschland wurde auch in Aachen vieles ausprobiert, um Studieninteressierte und Studierende zu unterstützen.

Die Zentrale Studienberatung, von den RWTH-Angehörigen meist ZSB genannt, ist mit der Zeit enorm gewachsen. Heute kümmert sich ein multiprofessionelles Team von beinahe 40 Mitarbeitenden unter der Leitung von Dr. Mandana Biegi um alle Fragen rund um das Studium. Die Beratung ist immer vertraulich, ergebnisoffen und klient*innenzentriert. Das Team aus Studienberater*innen, Psychologischen Berater*innen, Koordinator*innen für die unzähligen Schüler*innenprogramme der Hochschule und weitere Mitarbeitende leisten tagtäglich vielfältige Beratungsarbeit zur Studienorientierung, bei Studienzweifeln und Studienschwierigkeiten, bei Lernproblemen, aber auch bei persönlichen Krisen und Belastungen.

„Ich habe anhand unserer statistischen Aufzeichnungen grob überschlagen und denke, dass wir in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr als 500.000 junge Menschen bei ganz unterschiedlichen Herausforderungen unterstützt haben“,

so Dr. Mandana Biegi, die seit Oktober 2014 die ZSB leitet. 2021 erhielten in der ZSB etwa 16.000 Personen Informationen zum Studium und 3.100 Personen wurden ausführlich und individuell beraten.

Einzelberatung als Kernaufgabe

In der ZSB sind weitere Projekte und Maßnahmen angesiedelt, die im bundesweiten Vergleich mit anderen Universitäten ein sehr großes Aufgabenspektrum erkennen lassen. Im Talentscouting werden Schüler*innen aus Familien ohne akademische Erfahrung in ihrem Entscheidungsprozess für oder gegen ein Studium begleitet und gestärkt. Im neuen Landesprogramm „NRWTalente“ werden Förderstipendien an leistungsstarke Schüler*innen vergeben, deren Eltern nicht studiert haben. Im Projekt „MINT für Schülerinnen“ werden junge Frauen ermutigt und begleitet, sich für ein MINT-Studium (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) zu entscheiden. Es gibt vielfältige Angebote für Studierende mit Zweifeln, unzählige Schulungen und Trainings bei Lernproblemen und sogar Filme zu lernpsychologischen Themen werden selbst produziert. „Die Einzelberatung bleibt unsere Kernaufgabe und der Großteil unserer Arbeitszeit wird für die vertrauliche Beratung im Vier-Augen-Gespräch aufgewendet. Trotzdem müssen und möchten wir als Beratungseinrichtung vielfältiger handeln und wirken, denn auch die Lebenswirklichkeit von Studieninteressierten und Studierenden ist unübersichtlicher und komplexer geworden. Darauf reagieren wir mit passgenauen Angeboten und digitalen Zugangswegen“, erläutert die Leiterin der ZSB.

Vielfältige Projekte im Jubiläumsjahr

Ein 50-jähriges Jubiläum ist häufig Grund dafür, zurückzuschauen und Vergangenes aufleben zu lassen. In dem dynamischen Team der ZSB wird das Jubiläum eher als Anlass verstanden, mit Elan und Zuversicht in die Zukunft zu schauen. So viele neue Projekte und Aufgaben stehen an: Gerade wird ein neu entwickeltes Podcast-Format „PsyTalk“ auf den einschlägigen Plattformen wie etwa Spotify, Apple Podcast oder Amazon Music veröffentlicht, worin Psychologische Berater*innen über die Themen sprechen, die ihnen im Alltag der Studierenden täglich begegnen.

Das Team, das sich um die Studienorientierung von Schüler*innen kümmert, ist nicht nur täglich an den Schulen der Region unterwegs, sondern es werden auch Schulkontakte im Land NRW und darüber hinaus gepflegt. So gibt es langjährige und vielfältige Kooperationen mit Deutschen Auslandsschulen, die entweder vor Ort besucht werden oder über digitale Kanäle mit der Zentralen Studienberatung verbunden sind. Und in der Studienberatung für Studierende konnte gerade die Maßnahme WieLaS (Wiedereingliederungscoaching für langzeiterkrankte Studierende) gestärkt werden, um jungen Menschen nach einer krankheitsbedingten Auszeit zu ermöglichen, wieder gut ins Studium hineinzufinden.

Die Beratungsstelle wird im Jubiläumsjahr verschiedene Veranstaltungen und Aktivitäten umsetzen. Den Abschluss des Jubiläumsjahrs bildet eine Fachtagung zum Thema „Beratung und Gerechtigkeit“ im September 2023 für Studienberatende deutschsprachiger Hochschulen. Es bleibt also spannend in der Zentralen Studienberatung, das Neue steht täglich vor der Tür. Aber so sollte es auch sein bei einer Einrichtung, deren Herzensanliegen es ist, jungen Menschen eine bestmögliche Studienorientierung und -unterstützung zu ermöglichen.

– Autorin: Mandana Biegi