
Wir. RWTH. Gemeinsam.
Thomas Trännapp ist neuer Kanzler der RWTH Aachen
Ein neuer Kanzler für die RWTH Aachen: Nach 19 Jahren löst Thomas Trännapp, seit 2012 ständiger Kanzlervertreter, Manfred Nettekoven als Kanzler der RWTH ab. Thomas Trännapp ist bereits seit 1998 an der RWTH tätig und startete seinen Werdegang im Dezernat für Planung, Entwicklung und Controlling. In seinen neuen Aufgabenbereich fallen unter anderem die Leitung der Zentralen Hochschulverwaltung, die Verantwortung für den Haushalt, die Vertretung in Rechtsangelegenheiten, die Bau- und Liegenschaftsverwaltung und die Themen Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Sicherheit. Klar ist: Die kommende Zeit wird nicht einfach. Landesweite Sparauflagen, Fachkräftemangel, Digitalisierung und noch andere Herausforderungen kommen auf den neuen Kanzler zu. Im Interview mit der „keep in touch“ erläutert Thomas Trännapp seine Strategie für die nächsten Jahre.
Die RWTH hat einen neuen Kanzler, nach wirklich langer Zeit. Welches Thema möchten Sie zuerst angehen? Und was liegt Ihnen für die RWTH besonders am Herzen?
Der Vorteil am neuen Kanzler, also an mir, liegt ja darin, dass ich gar nicht so neu bin! Ich komme aus diesem Stall, habe viel Erfahrung innerhalb der Struktur und mit den Abläufen an der RWTH. Ich bin also direkt im Film und muss mich im Vergleich zu anderen, die von außen gekommen wären, nicht erst orientieren. Ich weiß, wo es gerade brennt, habe die letzten 25 Jahre die Verwaltungsvorgänge an der RWTH nicht nur gelernt, sondern zum Teil mitgestaltet. Gerade in unruhigen Zeiten wie diesen ist ein fundiertes Wissen über die internen Vorgänge von großer Bedeutung. Ein Thema, das ich jetzt direkt angehen möchte und das mir auch total am Herzen liegt, ist das Thema Zusammenarbeit in der Hochschule.
„Ich habe das überschrieben mit dem Leittitel „Wir. RWTH. Gemeinsam.“
Gemeint ist damit die Bemühungen aus der Verwaltung heraus, die Abläufe innerhalb der RWTH durch Prozessoptimierungen zu verbessern. Bestandteil der Aktivität ist, dass wir die Kommunikation zwischen der Verwaltung und den weiteren Akteuren an der Hochschule, also Professor*innen, Lehrstühlen und den Mitarbeitenden verbessern und verstärken wollen. Im Kern geht es darum, die Transparenz in Bezug auf das Verwaltungshandeln zu verbessern und zuzuhören, wo Probleme bestehen. Was tun wir eigentlich, erreichen wir unsere Zielgruppe, wie wird die Qualität unserer Arbeit bewertet, welche Dienstleistungen bieten wir letztlich an? Die gemeinsame Diskussion über solche Fragen ist besonders wertvoll und liegt mir besonders am Herzen. Ich glaube, dass wir in der Hochschule in der Vergangenheit immer dann besonders gut waren, wenn wir viel miteinander gesprochen haben und nicht unabhängig voneinander gearbeitet haben.
Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel, wie das Öffnen der Kommunikation gelingen kann?
Wir haben Mitte Juni im Super C eine Auftaktveranstaltung gehabt, an der 200 Personen aus allen Bereichen der Hochschule zusammengekommen sind. Es wurden 14 Themen angesprochen und diskutiert: Es waren die Brennpunkte, bei denen es derzeit viel zu tun gibt: zum Beispiel Beschaffungsprozesse, Störmeldeprozesse, oder auch Drittmittelverarbeitung, die Bearbeitung von Verträgen. Das war aber nur der Auftakt, eine erste schnelle Sammlung von Themen. Es gibt noch sehr viel mehr Themen, über die man sich austauschen kann und sollte.
Sie haben auch Bau- und Sanierungsmaßnahmen als ein großes Thema Ihrer zukünftigen Arbeit genannt. Haben Sie ein Beispiel für ein Gebäude, das Sie zuerst bauen oder sanieren möchten?
Die Hochschule ist gerade in ein neues Verfahren, die sogenannte Masterplanung Bau gestartet. Das bedeutet, dass wir jetzt gemeinsam mit dem MKW [Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Anm. d. Red.], dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, dem Finanzministerium und der NRW-Bank auf Basis von miteinander diskutierten Planvorgaben klare Verabredungen treffen, wie wir uns zukünftig als Hochschule räumlich entwickeln. In die Planung fließen verschiedene Prioritäten ein, wie zum Beispiel die Bewertung der Hochschule bezüglich des Zustands unserer Gebäude und daraus abgeleitet machen wir dann unseren sogenannten Masterplan. Wir versprechen uns davon mehr Planungssicherheit und auch eine schnelle Umsetzung von konkreten Infrastrukturmaßnahmen.
Zum Start werden wir in dem Masterplan die Sanierung unserer großen Sammelbauten einbringen: Physik, Biologie und Chemie. Diese Bauten haben absolute Priorität, sie sind zum Teil in keinen guten Zustand mehr. Das gleiche gilt für die Sanierung des Informatik-Gebäudes. Die Informatik hat sich in den letzten Jahren nicht nur an der RWTH Aachen, sondern insgesamt stark entwickelt, hat eine ganz andere Bedeutung bekommen. An der RWTH ist die Informatik in einem sehr alten Gebäude untergebracht, wir würden das gerne ersetzen oder sanieren und dabei auch die bestehenden neuen zusätzlichen Bedarfe berücksichtigen.
Das ist ja nur eine Herausforderung, es gibt ja noch mehr, beispielsweise Sparmaßnahmen, Fachkräftemangel … Wie sieht Ihr Weg für die RWTH durch diese Herausforderungen aus?
Das sind Themen, die nicht nur die Verwaltung betreffen, sondern bei denen wir als Hochschule insgesamt betroffen sind. Deshalb werden wir auch mit allen drüber sprechen, alle mitnehmen; alle Informationen teilen und verständlich machen. Der Weg ist, dass wir uns gemeinsam auf Ziele und Strategien zum Umgang mit den Themen festlegen. Das wird jetzt eine echte Herausforderung, denn in den letzten Jahrzehnten ist das Budget der Universität stetig gestiegen. Die Hochschule ist immens gewachsen. Klar ist aber nun, dass es eine finanzielle Grenze gibt, die unverrückbar ist. Wir müssen jetzt gemeinsam gucken, wie wir damit umgehen. Einfach wird das nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass wir die Situation gemeinsam meistern werden!
Für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Verwaltung planen Sie auch eine Zusammenarbeit mit Professor Wil van der Aalst, Informatiker und Experte für Process Mining und Optimierung von Prozessen. Gibt es schon Pläne, wie die Zusammenarbeit konkret aussehen soll?
Ja, diese Pläne entwickeln wir gerade. Professor Wil van der Aalst hat uns dankenswerterweise seine Unterstützung angeboten und das nehme ich natürlich sehr gerne an. Externe Expert*innen brauchen immer eine Weile, um die Hochschule erstmal zu verstehen. Das Team von Wil van der Aalst ist mittendrin und kann direkt loslegen, und sich mit seinen Kenntnissen unsere relevantesten Verwaltungsprozesse anschauen und Auffälligkeiten identifizieren. Wir werden dann gemeinsam mit ihm und seinem Team nach Optimierungsmöglichkeiten suchen. Wir machen das aktuell schon mit Professor Jan Borchers ebenfalls aus der Informatik. Er hilft uns in Bezug auf die Ergonomie und Nutzbarkeit von unserem Softwareangebot.
Wir arbeiten in der RWTH-Verwaltung wirklich gerne mit unseren Wissenschaftler*innen zusammen. Ein weiteres Beispiel ist die Optimierung unserer Energienetze. Wir haben mit den Professoren Dirk Uwe Sauer aus der Fakultät für Elektrotechnik und Dirk Müller aus dem Maschinenbau absolute Experten bezogen auf Energiefragestellungen. An der RWTH ist unsere Energiebilanz natürlich ein riesiges Thema, mit der absoluten Notwendigkeit, unsere Energieverbrauche und -versorgung neu aufzustellen. Hierbei lassen wir uns gerne helfen.
„Das ist eine sehr schöne Kooperation zwischen Wissenschaft, die da natürlich auch was für ihre eigenen Fragestellungen ableiten können und uns, den Menschen, die für den Betrieb der Hochschule zuständig sind. Deshalb freue ich mich über solche Dinge wirklich sehr.“
Sie sind schon richtig lange an der RWTH, seit 1998. Sie haben im Dezernat für Planung, Entwicklung und Controlling gestartet, Ihr Studium haben Sie in Osnabrück absolviert. Warum haben Sie sich dann Aachen als Lebensmittelpunkt ausgesucht?
Ich habe nach dem Studium ganz kurz bei einer Unternehmensberatung in Bremen gearbeitet und bin dort erstmals mit großen Fragestellungen und Entscheidungen in Kontakt gekommen. Das gefiel mir gut. Irgendwann habe ich dann eine Ausschreibung der RWTH gesehen, in der es um die Messung der Qualität im Bereich Lehre ging. In meinem ersten großen Projekt habe ich mich mit Wasserverbräuchen in der Stadt Osnabrück auseinandergesetzt und dachte, dass die Aufgabe an der RWTH spannend klingt. Also habe ich mich beworben. Dann habe ich auch relativ schnell meine Frau beim Betriebssport der RWTH, beim Volleyball, kennengelernt und jetzt ist Aachen für mich ein sehr schöner Lebensmittelpunkt.
Vermissen Sie manchmal Norddeutschland?
Ja, ich vermisse das Wasser und den frischen Wind um die Nase. Ich bin leidenschaftlicher Segler und was mir wirklich an meiner alten Heimat fehlt, ist eben das Meer. Und manchmal auch ein bisschen diese trockene norddeutsche Art, die mag ich schon auch ganz gerne. Aber die bring ich dann manchmal rein. Mein „Moin“ zum Start einer Besprechung sorgt dann doch immer noch ab und zu für leichte Verwirrung bei Rheinländer*innen.
Wo ist Ihr Lieblingsort auf dem RWTH Campus?
Der Besprechungsraum von der Campus GmbH, der sogenannte Balkon. Von da aus hat man das gesamte Campus Melaten-Gelände, das wir erschlossen haben, im Blick. Man schaut von dort aus nach Aachen rein und hat einen tollen Blick auf viele Gebäude, die da entstanden sind und die noch bestehende Erweiterungsfläche. Man sieht den Lousberg … Das ist ein schöner Ort, hier kann man sehen, was in den letzten Jahren entstanden ist und welches Potential die RWTH Aachen hat.
Geben Sie Ihre alte Aufgabe als ständiger Kanzlervertreter mit gutem Gewissen an Ihre Nachfolgerin [Katharina Jochim] und Ihren Nachfolger [Jörg Dautzenberg] ab?
Mit sehr gutem Gewissen! Die Kollegin und der Kollege sind sehr erfahren und hoch kompetent. Sie werden die Aufgabe anders ausführen als ich und eigene Schwerpunkte setzen und das muss auch so sein. Ich freue mich insbesondere darüber, dass mit Katharina Jochim nun die erste Frau mit im Team der Verwaltungsleitung ist. Frau Jochim hat in den letzten Jahren das Thema Nachhaltigkeit an der RWTH stark nach vorne getrieben hat, Jörg Dautzenberg steht klar für die Digitalisierung im Bereich der Verwaltung. Beide Themen sind für die RWTH von besonderer Bedeutung. Ich kenne die Beiden schon lange und weiß, was ich an ihnen habe. Wir funktionieren als Team sehr gut.
Lieber Herr Trännapp, vielen Dank für das Gespräch! Wir sind gespannt, was sich in den nächsten Jahren an der RWTH alles verändert.
– Autorin: Siba Fitzau. Das Interview wurde im Juni 2025 geführt.