Drei Fragen an...

Senatsvorsitzenden Prof. Dr. Kai-Uwe Schröder

Prof. Dr. Kai-Uwe Schröder ist Universitätsprofessor am Lehrstuhl und Institut für Strukturmechanik und Leichtbau sowie Vorsitzender des Senats der RWTH Aachen. Für den Bereich Forschung haben wir ihm ein paar Fragen mitgebracht.

Was verbinden Sie mit Nachhaltigkeit in der Forschung (an der RWTH)?

Prof. Schröder: Mit Nachhaltigkeit verbinde ich Chancen und Verantwortung, Vor- und Nachdenken. So ist Nachhaltigkeit immer definiert in einem System, das heißt, wir müssen unseren Fokus bei der Entwicklung technischer Lösungen erweitern und das ökonomische, ökologische und soziale Umfeld des Forschungsgegenstands in unsere Ansätze mit einbeziehen. Dies schafft neue Blickwinkel und verschiebt die Lösungsräume. Wir gelangen zu wirklich neuen Lösungen. Auf der anderen Seite steht aber die Verantwortung, die Ergebnisse unserer Forschung in ihren Folgen abzuschätzen.

Nachhaltigkeit potenziert demnach die Komplexität der Forschung und drängt uns dazu, unsere angestammten Fachgebiete zu verlassen, interdisziplinär zu arbeiten und mit den Menschen, die von den Auswirkungen unserer Entwicklungen erfasst werden, in den Austausch zu gehen. Nachhaltigkeit erfordert die integrierte, interdisziplinäre Universität.

Professor Kai-Uwe Schröder, Vorsitzender des Senats der RWTH Aachen, blickt in die Kamera und lacht. Er trägt einen blauen Anzug und ein weißes Hemd.
Prof. Dr. Kai-Uwe Schröder
Martin Braun

Was hat sich in Ihren Augen mit Blick auf die Nachhaltigkeit an der RWTH seit 2021 getan?

Prof. Schröder: Seit 2021 mit der Verabschiedung des Nachhaltigkeitsleitbilds der RWTH Aachen ist die Nachhaltigkeit zu einem wesentlichen Maßstab erwachsen, in all ihren drei Dimensionen, sowohl nach innen als auch nach außen blickend. Und dieser Maßstab wird an sämtliches Forschen und Handeln angelegt. Ich möchte dies an dem Beispiel des Forschungsdatenmanagements festmachen, das die Nachhaltigkeit unserer Forschungsdaten sicherstellt. War dies in früheren Jahren oft nur eine unterschiedlich gelebte Absichtserklärung, so ist das Forschungsdatenmanagement in der letzten Zeit ein ernstgenommener Qualitätsaspekt für unsere wissenschaftliche Arbeit geworden.

Aber es wurden auch die Augen geöffnet: die vor uns liegende Reise zu einer umfassend nachhaltigen RWTH ist noch lang. Und daher ist es so gut, dass wir uns vor drei Jahren endlich auf den Weg gemacht haben.

Wenn Sie eines benennen sollten, welches Projekt sollte die Hochschule anstoßen und/oder voranbringen?

Prof. Schröder: Der Großteil des an der RWTH in Forschungsprojekten erzeugten Wissens wird in Software gegossen. Diese Forschungssoftware nachhaltig zu entwickeln, zu integrieren, zu warten und zu pflegen ist die herausragende Aufgabe, die als nächstes von der Hochschule angegangen werden muss. Denn es sind nicht nur die Daten, sondern auch das durch die Daten erzeugte Wissen, was nachhaltig vorgehalten werden muss. Und auch bei der Forschungssoftware müssen wir uns über die Instituts- und Fakultätsgrenzen hinweg auf gemeinsame Standards einigen und die entsprechende interdisziplinäre Integration vorantreiben. Als Belohnung winkt ein einzigartiges Wissensökosystem, was uns in die Lage versetzt, gemeinsam die nachhaltigen Lösungen für die Zukunft zu finden.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!