Recycling von Narkosegasen

Erste Testung von Narkosegasrecyclingfiltern im klinischen Alltag

Der Klimawandel stellt auch die moderne Medizin vor große Herausforderungen. Einerseits kommt es durch die zunehmenden Extremwetterlagen zum Auftreten von lokal ungewöhnlichen Erkrankungen, andererseits sorgen die Krankenhäuser selbst für einen hohen Anteil des Gesamt-CO2-Ausstoßes in Industrieländern, der je nach Schätzung zwischen 5 und 10 % liegt. Auch Narkosemedikamente tragen hierzu bei; so haben 2014 Anästhetika weltweit CO2-Äquivalente (CO2-EQ) von ca. 3 Mio. Tonnen verursacht.

In Deutschland wurden im Jahr 2012 bei ca. 7 Millionen Narkosen Inhalationsanästhetika eingesetzt. Je nach verwendetem Gas verbleiben diese für bis zu 14 Jahre in der Erdatmosphäre und haben dabei je nach Inhalationsanästhetikum einen mindestens 130 (bei dem Anästhetikum Sevofluran) bis zu 2540 (bei dem Anästhetikum Desfluran) höheren Treibhauseffekt als CO2. Bisher werden diese Gase über eine Narkosegasabsaugung aus dem Raum abgeführt und letztlich unverändert an die Außenluft abgegeben. Die Vermeidung des Gebrauchs von Desfluran hat in einer anästhesiologischen Klinik in Süddeutschland dazu beigetragen, die Gesamt-CO2-Emissionen dieser Abteilung auf 32 % des Vorjahreswertes zu senken.

Da volatile Anästhetika in der modernen Anästhesie weiterhin einen hohen Stellenwert behalten werden, wird in der Klinik für Anästhesiologie des UKA als Pilotprojekt die schrittweise Einführung eines Systems betrieben, welches die volatilen Anästhetika über einen Aktivkohlefilter komplett bindet, um diese perspektivisch dem Recycling zuzuführen.
Durch die routinemäßige Anwendung dieses Recyclingsystems für volatile Anästhetika können sowohl weiterhin die Vorteile dieser Substanzen genutzt werden als auch die bis dato hiermit verbundene erhebliche Umweltbelastung reduziert werden.


Weitere Informationen:

 

https://www.ukaachen.de/kliniken-institute/klinik-fuer-anaesthesiologie/

 

Fokussierte SDGs:

 

SDG 13 - Maßnahmen zum Klimaschutz

 

Verortung:

 

Profilbereich Medical Science & Technology (MedST)