Betrieb

Förderung einer nachhaltigen Organisation

Als öffentliche Einrichtung unterliegt der Betrieb der Infrastruktur und der Organisation der Hochschule den gesetzlichen Vorgaben des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese rechtlichen Rahmenbedingungen geben die Anforderungen unter anderem an die Beschaffung, die Vergabe von Dienstleistungen, das Gebäude- und Energiemanagement, das Abfallmanagement sowie den Umgang mit Chemikalien und Gefahrstoffen vor. Darüber hinaus beeinflussen auch länderspezifische Regelungen die Autonomie von Hochschulen, etwa durch den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), der Eigentümer und Bauherr der meisten Gebäude der RWTH Aachen ist und eine enge Zusammenarbeit im Immobilien- und Baumanagement einschließlich des dafür notwendigen Betriebs erforderlich macht.

Um innerhalb dieser Bedingungen nicht nur Nachhaltigkeitsaspekte in den Hochschulbetrieb der RWTH Aachen zu implementieren, sondern diesen ganzheitlich nachhaltig auszurichten, haben sich die Hochschulmitglieder im gemeinsamen Nachhaltigkeitsleitbild bekannt:

Wir betrachten Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil unseres Handelns und setzen dazu unsere Ressourcen im Bau, der Sanierung und der Bewirtschaftung von Gebäuden und Infrastrukturen sowie im Beschaffungswesen und in Fragen der Mobilität, wie auch allen weiteren Arbeitsbereichen, verantwortungsvoll und effizient ein. Eine umweltfreundliche Nutzung und Pflege der Außenflächen sowie Planung der Flächeninanspruchnahme ist für uns elementar. Durch ein koordiniertes gemeinsames Handeln wollen wir den Ressourcen- und Energieverbrauch reduzieren und – wo möglich – auf faire und nachhaltige Alternativen setzen. Daran arbeiten wir – Studierende, Lehrende und Forschende sowie Beschäftigte in Technik und Verwaltung – gemeinsam als Hochschule. Um diesen Prozess innerhalb der Hochschule zu fördern, werden wir unsere Qualifizierung und Kompetenz für nachhaltiges Handeln durch einen kontinuierlichen Ausbau des Informations- und Weiterbildungsangebotes weiter stärken.

Nachhaltigkeitsleitbild der RWTH Aachen (Auszug)

Das folgende Kapitel gibt Einblicke in Strategien, Entwicklungen der einzelnen Arbeitsfelder sowie konkrete Maßnahmen und Projekte, durch die eine nachhaltige Entwicklung des Hochschulbetriebs angegangen werden. Erläutert werden die Themenfelder Gebäude und Flächen, Energieversorgung, Beschaffung, Entsorgung, Mobilität und Treibhausgasemissionen.
Dazu werden unterstützend einzelne Daten aufbereitet dargelegt. Eine ausführlichere Datenübersicht über die Entwicklungen in den vergangenen fünf Jahren und den aktuellen Stand sind im Anhang einsehbar.


Foto des ständigen Kanzlervertreters Thomas Trännapp und des Kanzlers Manfred Nettekoven vor einer Glaswand. Thomas Trännapp mit schwarzem Sakko, weißem Hemd und Jeans. Manfred Nettekoven mit dunkelblauem Sakko, schwarzem Poloshirt und Jeans. Beide lächeln in die Kamera.
von links: Ständiger Kanzlervertreter Thomas Trännapp, Kanzler Manfred Nettekoven

Die Rolle der Nachhaltigkeit in Industrie und Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren signifikant verändert. Umweltkatastrophen, die nicht mehr zu leugnende globale Erwärmung mit massiven Auswirkungen auf das Klimasystem auf dem Planeten Erde machen es unabdingbar, industrielle und gesellschaftliche Prozesse mit dem Ziel der Nachhaltigkeit zu gestalten.

Als eine der größten technischen Universitäten Europas mit ca. 47.000 Studierenden, derzeit 550 Professor*innen, 260 Instituten und einer Fläche von mehr als 600.000m² ist sich die RWTH Aachen ihrer diesbezüglichen Verantwortung bewusst. Dies gilt auch in dem Bereich Infrastruktur und deren Betrieb. Hier gilt es, mit vorhandenen Ressourcen sehr bewusst umzugehen. Auch wenn die Forschung und Lehre der RWTH Aachen sich auf die großen globalen Herausforderungen konzentriert und insofern auch an der Stelle ein Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert, ist der Betrieb einer derart großen und komplexen universitären Infrastruktur seinerseits eine eigene Aufgabenstellung zur Schaffung von Nachhaltigkeit.

Unseren Ressourcenverbrauch langfristig zukunftsfähig zu gestalten ist eine der wichtigsten Aufgaben der zentralen Hochschulverwaltung. Die diesbezüglichen Ziele sind berechtigt ambitioniert, wir arbeiten zukünftig noch stärker an einer nachhaltigen Ausrichtung. Unser erklärtes Ziel ist es, durch die nachhaltige Entwicklung des Hochschulbetriebs, zum Beispiel zu einer klimaneutralen Hochschule bis 2030, die Gegenwart so zu gestalten, dass eine lebenswerte Zukunft möglich ist.

Dafür arbeiten wir nicht nur innerhalb der RWTH Aachen zusammen, sondern auch gemeinsam mit anderen Einrichtungen. Hierzu gehört der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen, die FH Aachen und die Stadt Aachen mit dem Ziel der Schaffung weiterer klimafreundlicher öffentlicher Gebäude in Aachen. Dabei vereinen wir wissenschaftliche Expertise aus unseren Fakultäten mit der praktischen Umsetzung in unserem Betrieb. Die Verknüpfung der nachhaltigen Ausrichtung des Betriebs mit unseren weiteren Kernkompetenzen Lehre, Forschung, Transfer sowie dem studentischen Engagement stellt eine kontinuierliche Herausforderung aber auch Chance dar. Dadurch können wir unserer Vorbildrolle gerecht werden und den Hochschulcampus als Reallabor nutzen.

Die Mitglieder der Hochschule kommen aus allen Gruppen und Generationen unserer Gesellschaft. Durch offene Kommunikation und Transparenz der Maßnahmen versuchen wir unser Ziel, alle Mitglieder und Angehörigen der RWTH Aachen in diesem Prozess mitzunehmen, zu erreichen. Wir wollen Sinn und Nutzen nachhaltiger Lösungen für alle Beteiligten sichtbar und nachvollziehbar machen.

Nur durch das Engagement, die Offenheit und Bereitschaft aller Gruppen der RWTH Aachen werden wir es schaffen, auch den Betrieb unserer Lehr-, Lern- und Forschungslandschaft langfristig nachhaltig zu gestalten.

 

Manfred Nettekoven Thomas Trännapp

Kanzler

Ständiger Kanzlervertreter

 


Gebäude und Flächen

An der RWTH Aachen werden Neubau, Ausbau, Sanierung, Renovierung und Betrieb von Gebäuden vom Facility Management, Dezernat 10 koordiniert. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) ist Eigentümer fast aller Liegenschaften des Landes und vermietet seine Immobilien an Landesbehörden und -einrichtungen, so auch an die RWTH Aachen. In Zusammenarbeit mit dem Eigentümer BLB hat die RWTH Aachen in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang neue Gebäude errichtet und Gebäude im Bestand saniert. Durch die hohen energetischen Standards im Neubau sowie teilweise auch bei Sanierungen konnten Ressourcenverbräuche, wie insbesondere der flächenbezogene Heizenergieverbrauchskennwert der RWTH Aachen, nachhaltig gesenkt werden (siehe Energieversorgung).

Der BLB ist für die RWTH Aachen zwar Vermieter, aber nicht Betreiber der Gebäude. Das technische Facility Management sowie teils kleinere bauliche Maßnahmen im Rahmen der Instandhaltung werden durch die Hochschule selbst umgesetzt. Neben Neubau und Sanierung führt die RWTH Aachen eine Vielzahl an Maßnahmen in ihrer Betreiberverantwortung durch und sieht auch weitere Möglichkeiten für Einzelmaßnahmen im Rahmen der Gebäudeunterhaltung.
Bei größeren Maßnahmen, Sanierungen und Neubauten arbeiten RWTH Aachen und BLB zusammen. Ein Ausbau von zum Beispiel PV-Anlagen im Bestand sowie weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Klimaneutralität im Zuge von Instandsetzungen durch den BLB werden von der Hochschule aktiv adressiert, gefordert und gefördert.

Oberstes Ziel des Facility Managements ist die jederzeit störungsfreie Nutzung der Gebäude für Lehre und Forschung. Dazu wird beispielsweise ein Mehrbedarf an großen Vorlesungssälen kompensiert, teils durch temporäre Bauten, um die anstehenden Instandhaltungsarbeiten ohne Einschränkungen vornehmen zu können. Auch in vorlesungsfreien Zeiten ist eine effiziente Nutzung der Gebäude als Lernräume und Klausurorte möglich.

Die Attraktivität und Aufenthaltsqualität am Hochschulcampus wird geprägt durch gestalterische Aspekte wie Begrünung und Bepflanzung, Bodenbeläge, Straßenbeleuchtung und Mobiliar, insbesondere Bänke, Fahrradständer, Müllbehälter, Laternen und Schilder. An vielen Stellen konnte hier schon eine nachhaltigere Alternative etabliert werden, zum Beispiel bei der Förderung der Biodiversität am Campus durch Blühwiesen oder bei der Umrüstung auf LED-Beleuchtung. Andere Projekte hingegen sind eher mittel- bis langfristig zu realisieren, so zum Beispiel die Etablierung einer konsequenten Mülltrennung in den Gebäuden, die große logistische Herausforderungen mit sich bringt.
Zur Förderung der Aufenthaltsqualität auf dem Hochschulgelände wurden zudem beispielsweise im Bereich der Universitätsbibliothek die vorhandenen Mauern zur Einfassung der Beete gereinigt und im Anschluss mit Sitzgelegenheiten versehen. Auch künftig sollen mehr Sitzgelegenheiten in verschiedenen Bereichen auf dem Campus Mitte geschaffen werden, um so die Verweildauer zu erhöhen. Um Verschmutzungen entgegen zu wirken, wurden in Bereichen mit erhöhtem Müllaufkommen neue Mülleimer und Aschersäulen installiert.
Bei der Neugestaltung der Grünflächen im Bereich Campus Mitte ist die Nachhaltigkeit und Pflege der Grünflächen und Beete zentraler Aspekt, um eine langfristige Aufwertung des Campusareals und eine Förderung der Biodiversität zu gewährleisten. Bei der Konzipierung und Planung wurde die Hochschulverwaltung durch das Institut für Umweltforschung unterstützt.
Die Gebäude der RWTH Aachen erstrecken sich über das ganze Stadtgebiet Aachens – Mitte, Hörn, Melaten und zukünftig West. Historisch gewachsen verfügt die Hochschule dadurch über komplexe Versorgungsstrukturen für Energie und Wasser, die große Herausforderungen, aber auch Chancen auf eine nachhaltige Energie- und Ressourcenversorgung bietet.

Energieversorgung

Fließdiagram Energiefluss der RWTH. Wärme wird rot, Erdgas grün, Strom gelb, Heizöl schwarz und Kälte hellblau dargestellt. Das Volumen der Energieflüsse zeigt die Dicke der Linien.  Von links: Ausgangspunkte sind die eingekauften Energieträger (Fernwärme, Heizöl, Erdgas, Strom) links - blaue Piktogramme mit weißen Symbolen. Fernwärme fließt direkt in den Verbrauch. Das wenige eingekaufte Heizöl fließt in den Heizkessel. Erdgas fließt in den Heizkessel, wenig direkt in den Laborgas-Verbrauch und viel in das BHKW. Die hohe Menge eingekauften Stroms geht direkt in den Verbrauch.  Die zweite Ebene bilden Heizkessel und BHKW. Vom Heizkessel geht wenig Wärme in den Wär-meverbrauch und sehr wenig Erdgas in die Verluste. Vom BHKW geht Wärme geht in den Ver-brauch, den Absorber und in die Verluste. Strom geht direkt in den Verbrauch und geringe Mengen in Absorber und Kompressoren.  Die dritte Ebene bilden Absorber und Kompressoren. Daraus gehen jeweils geringe Mengen Kälte in den Verbrauch.
Energiefluss der RWTH

Die Energieversorgung der Hochschule erfolgt über eigene Netze für Fernwärme, Erdgas, Strom, Kälte, Druckluft und Wasser. Mit der weiterhin anwachsenden Anzahl und Technisierung der Gebäude steigen auch die Anforderungen an die Energie- und Wasserversorgung.
Bereits seit mehr als 15 Jahren wird die Entwicklung der Energieverbräuche und -bezüge in regelmäßigen Energieberichten dargelegt. Diese bilanzieren die Verbrauchs- und Kostendaten sowie die Entwicklung für Energie, Trinkwasser und Emissionen seit dem Jahr 2000.

Ein Schwerpunkt der bisherigen Arbeit war der Aufbau eines Energiecontrollings, insbesondere der Ausbau der messtechnischen Erfassung sämtlicher Energieströme mit dem Ziel der gebäudescharfen Bilanzierung der Energie- und Kostenströme. Parallel zum Aufbau eines flächendeckenden Zählernetzes wurde dazu eine Energiedatenbank entwickelt, um die wesentlichen Informationen über die aktuell knapp 800 Zähler aufzunehmen, davon ca. 150 rechnungsrelevante Messstellen für Energie, ca. 400 Zähler aus den Versorgungsnetzen der RWTH Aachen und ca. 250 Wasserzähler. Über die Implementierung eines Energiedatenmanagementsystems werden zukünftig die Daten aller Zähler herstellerunabhängig erfasst und ausgewertet, wodurch zukünftig bessere Prognosen getätigt und der Energiebezug und -verbrauch nachhaltig optimiert werden kann.

In einem kontinuierlich fortzuschreibenden und umzusetzenden Masterplan „Energie 2025“ steht im Wesentlichen die Optimierung und Modernisierung der Infrastruktur der Energieversorgung im Fokus. Aufgrund der Entwicklung der Energiekosten der Hochschule, aber auch der ökonomischen und nachhaltigen Bedeutung des Energiethemas über die Hochschulgrenzen hinaus hat die RWTH Aachen eine eigene Organisationseinheit (Sachgebiet 10.36 Energiemanagement und technische Projektkoordination) gebildet, um das Energiemanagement kontinuierlich und systematisch auszubauen.

Die Entwicklungen der Energieverbräuche und Nutzfläche von 2016 bis 2020 werden in einzelnen Grafiken pro Jahr dargestellt. Das Jahr steht in einem mittelgroßen, dunkelblauen Kreis. Rechts halbkreisförmig umgeben von vier kleineren Kreisen sowie Daten. In diesen befinden sich weiße Symbole. Ein Stecker für Strom, Heizung für Heizenergie (HE), Thermometer für Kälteenergie (KE), für die Nettogrundfläche zwei Hügel mit einem Pin in der Mitte.  2016 und 2017 sind auf der oberen Hälfte der Grafik, 2018, 2019 und 2020 auf der unteren Hälfte dargestellt. 2016: 106839 MWh Strom, 114878 MWh HE, 31348 MWh KE, 666981 m2 Nettogrundfläche 2017: 107712 MWh Strom, 107402 MWh HE, 31775 MWh KE, 706253 m2 Nettogrundfläche 2018: 110481 MWh Strom, 103106 MWh HE, 32769 MWh KE, 706062 m2 Nettogrundfläche 2019: 1114111 MWh Strom, 109131 MWh HE, 33204 MWh KE, 708886 m2 2020: 107074 MWh Strom, 101313 MWh HE, 30589 MWh KE, 725723 m2 Nettogrundfläche
Entwicklung des Gesamtenergieverbrauchs sowie der Nettogrundfläche

Zur Energieversorgung der von der Hochschule bewirtschafteten Gebäude werden Fernwärme, Erdgas und Strom von Energielieferanten bezogen. Die Bezugs- und Verbrauchsdaten sind im Anhang einsehbar.
Der Großteil (80 %) der eingekauften Fernwärme wird zur Versorgung der Gebäude des Campus Mitte und des Campus Hörn in ein hochschuleigenes Netz eingespeist und deckt dort zwei Drittel des Heizenergiebedarfs. Die Abwärme bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk (BHKW) Wüllnerstraße liefert das verbleibende Drittel.
Im Erweiterungsgebiet Melaten macht die Fernwärme einen geringeren Anteil (10 %) der Heizenergieversorgung aus, welche vorrangig (90 %) durch erdgasbetriebene Heizkessel im Heizkraftwerk sichergestellt wird. Die Energieverteilung erfolgt ebenfalls über ein hochschuleigenes Versorgungsnetz.
Neben der zentralen Wärmeversorgung der Hochschule gibt es noch weitere dezentrale Einspeisestellen für Fernwärme und Erdgas in einzelnen Gebäuden und Gebäudekomplexen der RWTH Aachen. Diese machen 12 % des gesamten Heizenergiebedarfs aus.

Mehr Forschung braucht mehr Energie. Die von den Energieversorgern bezogene Energie in Form von Erdgas, Fernwärme und Strom der RWTH Aachen stieg von 2000 bis 2020 absolut um ca. 33 % an. In Relation zum gleichzeitigen hohen Flächenzuwachs (+ 65 %) entspricht dies jedoch einem Rückgang von ca. 30 % des Energieverbrauchskennwertes (Energieverbrauch/Quadratmeter).
Der Heizenergieverbrauch der RWTH Aachen pro Quadratmeter hat sich vom Jahr 2000 bis 2020 fast halbiert (- 43 %). Der Heizenergiebedarf der Hochschulgebäude wird im Bereich Melaten überwiegend über die erdgasbasierte Wärmeerzeugung im eigenen Heizkraftwerk gedeckt.

Im Gegensatz zur deutlichen Senkung des Heizenergieverbrauchskennwertes ist der flächenbezogene spezifische Stromverbrauch von 2000 bis 2020 trotz Einsatz moderner Gebäudeautomation und neuer Effizienztechnologien nahezu konstant geblieben (- 5 %). Als wesentliche Ursache hierfür ist insbesondere die permanent wachsende Technisierung im Forschungsbereich der Institute zu nennen sowie die wachsende Nettogrundfläche aufgrund der ständig wachsenden Anzahl an Studierenden. Auch die Energiestandards der Gebäude beeinflussen den Energieverbrauch. Aufgrund der hohen Heizenergieverbrauchskennwerte besteht beispielsweise im Bereich Melaten ein höherer Bedarf an energetischer Sanierung als im Altbereich.

Bis zum Jahr 2003 wurde der Strombedarf ausschließlich durch externe Stromversorgungsunternehmen gedeckt. Im Jahr 2004 nahm die Hochschule das erste eigene BHKW in Betrieb und konnte damit den Strombezug an der Einspeisestelle Melaten bis zum Jahr 2011 um ein Drittel senken. Ein zweites BHKW im Campus Hörn wurde 2011 und ein drittes 2017 in der Wüllnerstraße in Betrieb genommen. Die drei BHKWs erzeugen etwa ein Drittel (35 %) des gesamten Strombedarfs der RWTH Aachen. Die Abwärme wird teils zur Erzeugung von Absorptionskälte eingesetzt (BHKWs Melaten und Hörn), u.a. für den Kältebedarf für das Rechenzentrum der RWTH Aachen am Standort Hörn, und teils direkt in das Wärmenetz der RWTH Aachen eingespeist (BHKW Wüllnerstraße).

Der Wasserverbrauch der RWTH Aachen blieb in den letzten Jahren nahezu konstant (siehe Anhang). In den Rückkühlwerken der RWTH Aachen verdunsten jährlich mehrere tausend Kubikmeter Wasser. Darüber hinaus wird für die Luftbefeuchtung in den Klimaanlagen ebenfalls Trinkwasser benötigt. Durch RWTH Aachen eigene Wasserzähler werden die Wassermengen ermittelt, die so jedes Jahr verdunsten und kein Schmutzwasser erzeugen.

Projekte im Rahmen örtlicher Energieanalysen dienen neben der unmittelbaren Energieeinsparung auch dem Aufbau von Know-how zur Nutzerberatung in den Instituten. Aufbauend auf den Verbrauchskennwerten werden derzeit Schwerpunkte in den Bereichen der Beleuchtung, dezentraler Kälteanlagen sowie Maßnahmen aus dem Masterplan Energie 2025 gesetzt. Die Pilotprojekte zur Umrüstung auf LED-Beleuchtung werden in diesem Bericht als Beispielprojekt exeplarisch vorgestellt.

Beschaffung

Darstellung eines Büros. Von einzelnen Elementen gehen striche nach oben ab, an deren Spitze Nachhaltigkeitszertifikate vermerkt sind, die an der RWTH für die jeweilige Produktkategorie gefor-dert werden.  Von links:  Bürostuhl und Schreibtisch: Büromöbel – FSC PEFC, ISO 14001 Bildschirm mit Tastatur und Maus: IT-Clients – ISO14001, Energy Star, Blauer Engel Teetasse: Catering – UTZ, Rainforest Alliance, Fair gehandelt (Fairtrade, GEPA) Drucker: Multifunktionsgeräte – blauer Engel, Energy Star Papierstapel: Papier – blauer Engel, 100% recycelt
Nachhaltige Produktanforderungen

Seit der letzten Änderung des § 97 Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) vom 18.04.2016 sieht das Vergaberecht vor, dass bei der Vergabe von Aufträgen an Dienstleister*innen neben den Kriterien Qualität und Innovation auch soziale und umweltbezogene Aspekte berücksichtigt werden müssen.
Neben der Beachtung dieser Punkte und der Verpflichtung gegenüber dem Grundsatz der Freiheit von Forschung und Lehre ist der Zentraleinkauf, Abteilung 7.3, der RWTH Aachen immer bestrebt, Nachhaltigkeit in den unterschiedlichsten Handlungsfeldern einer technischen Hochschule zu erfüllen. Damit folgt die Beschaffung dem Leitgedanken, die Hochschule mit nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen unter Berücksichtigung ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte zu versorgen.

Aktuell werden die Anbieter bei jedem Vergabeverfahren per Formular aufgefordert darzulegen, welche Maßnahmen sie zur Unterstützung der Nachhaltigkeit durchführen. (Weitere Informationen für Mitarbeiter*innen finden sich im Intranet-Bereich der Abteilung 7.3.)
Bei der Beschaffung von wissenschaftlich apparativen Lieferungen stehen dabei vor allem Merkmals- und Leistungskriterien im engeren Sinne im Vordergrund. In einigen Produktkategorien werden Nachhaltigkeitsaspekte durch die Integration von Siegeln und Zertifikaten sichergestellt. Die RWTH Aachen bezieht zum Beispiel ihre Holz-Büromöbel nur aus PEFC oder FSC zertifizierten Wäldern. Alle Büro- und Seminarraummöbel, auch Drehstühle, stammen aus ISO 14001 zertifizierten Werken. Werkstatt- und Labormöbel sind jedoch zu heterogen, um hier eine allgemeine Produktanforderung treffen zu können.

Die Catering-Rahmenvertragspartner*innen sind verpflichtet, für die Getränke Kaffee, schwarzen und grünen Tee sowie Kakao nur noch Marken anzubieten, die mit den Siegeln Fairtrade, Rainforest Alliance oder UTZ zertifiziert sind. Im RWTH Kaufhaus (Erörterung im folgenden Abschnitt) wird seit Mai 2020 neben konventionellem auch Fairtrade-Kaffee für die Bewirtung von Gästen angeboten.

Bereits seit 2012 wird als Standardpapier Recyclingpapier ausgeschrieben und insbesondere in der Zentralen Hochschulverwaltung (ZHV) verwendet. Abgesehen von Sonderpapieren für Zeugnisse, Bilderdruck, Hausdruckerei und zu repräsentativen Zwecken wird im RWTH Kaufhaus nur noch Recyclingpapier angeboten. Mit Beschluss des Rektorats und Ältestenrats vom Juni 2021 werden Veröffentlichungen des Rektorats sowie der ZHV ausschließlich auf per Rahmenvertrag beschafften Recyclingpapier, das nach blauem Engel zertifiziert ist, gedruckt. Ferner soll bei Veröffentlichungen abgewogen werden, ob Printversionen nötig sind.

Im Bereich der IT-Lieferungen werden ressourceneffiziente und umweltfreundliche Anforderungen durch die zu erfüllenden Zertifizierungen ISO 14001, Energy Star und/oder den Blauen Engel (RAL ZU 171) sichergestellt. In die Ausschreibung von IT Clients (Desktops, Micro-PC, Workstation, Notebooks, Tablets), (Grafik-)Monitoren und Multifunktionsgeräten werden diese aufgenommen und teils ergänzende Vorgaben zum maximalen Energieverbrauch der Geräte gemacht.
Für die neue Telefonkonferenz-Anlage, die seit Mitte 2019 in Betrieb ist, werden insgesamt über 11.000 Endgeräte beschafft. Hier mussten seitens der Bieter die Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz durch eine umfangreiche Dokumentation nachgewiesen werden. Auch im Bereich der Diensthandys wird mit dem Fairphone eine nachhaltige Alternative angeboten, wobei dieses Angebot bislang lediglich von einer Person genutzt wird.

Balkendiagramm, das die Entwicklung des Papierbedarfs von 2016 bis 2020 darstellt.  Die Balken sind jeweils als Papierstapel dargestellt. Am Ende der Stapel wird die Anzahl der Blätter angegeben. Von oben nach unten:  2016 – 32 Mio.  2017 – 30 Mio.  2018 – 24,3 Mio.  2019 – 24,6 Mio.  2020 – 10,9 Mio.  Die Angabe für 2016 wurde durch die Abteilung 7.3 Zentraleinkauf geschätzt.
Entwicklung Papierbedarf I Anmerkung: Die Angabe für 2016 wurde durch die Abteilung 7.3 Zentraleinkauf geschätzt

Den größten Nachhaltigkeitsbeitrag leistet jedoch nicht Ressourcenschonung, sondern Ressourcenvermeidung.
Hintergrund für den Rückgang der Beschaffung von Kopierpapier (siehe Abbildung) ist, neben dem durch die Corona-Pandemie erzwungenem Homeoffice, die zunehmende Digitalisierung an der RWTH Aachen.
Das Anfang Mai 2020 gestartete „RWTH Kaufhaus“ ist das größte von mehreren Onlineportalen an der Hochschule. Im Jahr 2019 wurden über alle Portale ca. 10.000 Onlinebestellungen und bis zur Einführung des Kaufhauses ca. 5.000 Bestellungen abgewickelt. Pro Jahr werden zusätzlich etwa 40.000 rosa Auftragsscheine ausgegeben, die analoge Beschaffungen als Grundlage haben. Diese Zahl soll durch den Ausbau des Kaufhauses reduziert werden. Parallel dazu wird eine digitale Variante des rosa Auftragsscheins konzipiert als Alternative zur Papierform. Vorbild ist hier das Verfahren der eBANF.

Die Abteilung 7.3 Zentraleinkauf hat zusätzlich zu den digitalen Systemen zum Dokumenten- und Vergabemanagement im Juni 2020 einen digitalen Workflow für e-Rechnungen und die eBANF (elektronische Form der Bestellanforderung) eingeführt. Ziel ist es, künftig einen möglichst hohen Digitalisierungsgrad bei der Vorgangs- und Rechnungsbearbeitung und somit verstärkt „papierlose“ Prozesse zu erreichen. Den Hochschuleinrichtungen wurde mit der eBANF ein elektronisches Formular mit einfachem Genehmigungsworkflow innerhalb einer Hochschuleinrichtung zur Verfügung gestellt. Belege werden nicht mehr kopiert, sondern nur noch gescannt und Formulare werden nicht mehr ausgedruckt, da sie elektronisch weitergeleitet werden. Ziel ist es zudem, dass auch möglichst viele Lieferanten ihre Rechnungen direkt per Mail an die RWTH Aachen schicken.
Dies wird zu großen Einsparungen von Papier und Toner und perspektivisch zu weniger Arbeitsplatzdruckern zu Gunsten gemeinsam genutzter Multifunktionsgeräte und reinen Scannern führen.
Die eBANF, die digitale Rechnungsverarbeitung und elektronischen Workflows bedeuten für den Finanzbereich der Hochschuladministration zusätzlich eine erhebliche Effizienzsteigerung durch Einsparung der Postlaufzeiten.

Die Digitalisierung durchdringt die verschiedensten Bereiche der Hochschule auch über die oben genannten Prozesse hinaus. Ein Beispiel dafür ist die Einführung der Funktion „digitale Unterschrift“. Durch diese wurden zum Beispiel zahlreiche Formulare der ZHV erweitert und können somit in digitaler Form eingereicht werden. Damit soll grundsätzlich die Reduzierung von Ausdrucken und Kopien vorangetrieben und erleichtert werden, was sich auch in dem stetig sinkenden Bezug von Kopierpapier widerspiegelt (siehe Abbildung).
Dabei haben Digitalisierungsprozesse neben dem ökologischen Nutzen der Ressourceneinsparung oftmals weitere nachhaltige Auswirkungen. In der Universitätsbibliothek wurden beispielsweise 15 Kopierer für studentische Kopien gegen Scanner getauscht. Neben der Einsparung von Papier liegt dabei ein weiterer Vorteil für die Studierenden darin, dass Scans im Gegensatz zu Kopien kostenlos sind.

Entsorgung

Abfallbilanz I Anmerkung: Nicht erfasst sind Entsorgungen, die von Einrichtungen selbstständig durchgeführt werden sowie die mengenmäßige Erfassung des Papier- und Restabfalls. Die Sammlung dieses wird von der Stadt Aachen vorgenommen und gemäß der installierten Behälter abgerechnet.

Die Abfallentsorgung an der RWTH Aachen fällt in den Aufgabenbereich der Abteilung Gebäudelogistik und Umwelt des Dezernates 11 – Infrastruktur. Hier dient das Service Center Abfallwirtschaft (SCA) als Abfallzwischenlager und somit als Schnittstelle zwischen den Hochschuleinrichtungen als Abfallerzeuger und den öffentlichen und gewerblichen Entsorgungsunternehmen.
Die an der Hochschule anfallenden Abfälle können grob in zwei Kategorien eingeteilt werden: gefährliche und nicht gefährliche Abfälle. Gefährliche Abfälle fallen vornehmlich in den Lehr- und Forschungseinrichtungen an. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um Laborchemikalien, Altöle, Schlämme aus Abwasserbehandlungsanlagen, aber auch Farben und Lacke oder Elektroaltgeräte. Zu den nicht gefährlichen Abfällen zählen unter anderem Holz, Metalle, Glas, Kunststoffe, Papier und Restabfall.

Maßnahmen zum Rohstoff- und Ressourcenschutz sind Abfallvermeidung, Abfallreduzierung und das Recycling. Zur Vermeidung von Abfällen sind die Hochschuleinrichtungen angehalten, jede Beschaffung in Hinblick auf ihre Erforderlichkeit zu prüfen. Bei Beachtung dieses Gebotes ist das Vermeidungspotenzial größtenteils ausgeschöpft. Schwierig gestaltet sich eine Vermeidung bei den gefährlichen Abfällen, die zu Lehr- und Forschungszwecken benötigt werden, wie zum Beispiel Laborchemikalien. Jedoch besteht für die Institute demnächst die Möglichkeit ihre nicht mehr benötigten Chemikalien untereinander zu tauschen. Durch die Stabsstelle Arbeitssicherheit und Strahlenschutz wird ihnen das Gefahrstoffinformationssystem „DAMARIS“ zur Verfügung gestellt, das neben dem Erstellen von Gefahrstoffkatastern und Betriebsanweisungen auch eine Chemikalientauschbörse beinhaltet.

Ein weiterer Beitrag zum Ressourcenschutz ist die Einführung von Abfallbehältern auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Ein Teil der herkömmlichen Kunststoffgebinde zur Entsorgung von Chemikalien wurde vom SCA durch Behälter aus Bio-Kunststoff ersetzt, der aus Zuckerrohr produziert wird.
Um die Recyclingquoten zu erhöhen, können an Standorten, an denen kurzfristig oder regelmäßig große Mengen einer Abfallart anfallen, Behälter aufgestellt werden. Für gemischte Wertstoffe wie zum Beispiel Holz, Metalle, Transportverpackungen aus Kunststoff, stellt die Abfallwirtschaft rote Wertstoffbehälter zur Verfügung. Alle nicht gefährlichen Abfälle können außerdem nach vorheriger Anmeldung am Betriebshof angeliefert werden. Weitere Informationen, wie u.a. eine Auflistung aller Abfallarten mit detaillierten Informationen zur Entsorgung, finden sich auf der Intranet-Seite der Abfallwirtschaft.

Erweiterungs- und Verbesserungspotenzial zur Abfalltrennung gibt es im Bereich der Siedlungsabfälle. Diese werden bisher lediglich in zwei Fraktionen getrennt: Papier/Pappe/Karton (PPK) und Restabfall. Herausforderungen für eine differenziertere Mülltrennung stellen zum Beispiel Fehlwürfe sowie mangelnde Stellplätze für weitere Behälter dar, insbesondere im Kernbereich. Eine ressourcenschonendere Weiterentwicklung des derzeitigen Abfallkonzeptes der Hochschule wird aktuell über Pilotprojekte, zum Beispiel zur Implementierung der getrennten Erfassung von Verkaufsverpackungen („Gelbe Tonne“) sowie begleitender Sensibilisierungsmaßnahmen, evaluiert, da der Erfolg solcher Vorhaben neben technischen Rahmenbedingungen auch von der Akzeptanz und Beteiligung der Beschäftigten und Studierenden abhängt. Diese Faktoren werden standortspezifisch auch in studentischen Abschlussarbeiten erhoben, deren Ergebnisse eine hohe Akzeptanz und Bedarfe einzelner Fakultäten bzw. Institute aufzeigen.

Da die Hochschuleinrichtungen über das gesamte Stadtgebiet verteilt liegen und diese sich im Hinblick auf ihre räumlichen Gegebenheiten und die dort anfallenden Abfälle stark unterscheiden, ist die Entwicklung eines einheitlichen Abfallkonzeptes für die komplette Hochschule nicht möglich. Vielmehr sollen spezifische Abfallkonzepte für einzelne Standorte unter Berücksichtigung unterschiedlicher Aspekte, wie der räumlichen Verhältnisse, der öffentlichen Zugänglichkeit, den anfallende Abfallarten und dem Anteil an Beschäftigten und Studierenden der Gebäudenutzer*innen, erarbeitet werden.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Intensivierung der Abfallberatung hinsichtlich der Möglichkeiten und umweltfreundlichen Nutzung der unterschiedlichen Entsorgungswege.

Mobilität

Verkehrsmittelnutzung der RWTH-Beschäftigten für den Arbeitsweg nach Verkehrsmitteln jeweils für 2010, 2013, 2016.  Die obere und untere Hälfte sind jeweils in vier Abschnitte unterteilt. Das Symbol für das Verkehrs-mittel steht jeweils auf einer Linie. Darüber sind die Prozentangaben sowie Tortendiagrammen dar-gestellt. Darüber ist das Verkehrsmittel benannt. Lins oben nach rechts unten: Zu Fuß, dargestellt durch eine Person, 2010 12%, 2013 7%, 2016 9%. Fahrrad, dargestellt durch ein Fahrrad, 2010 11%, 2013 12%, 2016 16%. PKW-Fahrer*innen, dargestellt durch einen PKW, 2010 53%, 2013 44%, 2020 42%. PKW-Mitfahrer*innen, dargestellt durch ein PKW und drei Personen, 2010 5%, 2013 2%, 2016 3%.  Motorisiertes Zweirad, dargestellt durch ein Motorrad, 2010, 2013 und 2016 weniger als 1%. Bus/Bahn, dargestellt durch einen Bus, 2010 19%, 2013 33%, 2016 30%. Sonstige Verkehrsmittel, dargestellt durch einen Tretroller und ein Skateboard, 2010, 2013 und 2016 weniger als 1%.
Verkehrsmittelnutzung der RWTH-Beschäftigten für den Arbeitsweg I Quelle: Erhebung des Instituts für Stadtbauwesen und Stadtverkehr

An der RWTH Aachen werden in der Bearbeitung und Entwicklung der Mobilität zwei Bereiche unterschieden – die Mobilität an und zur RWTH Aachen als Lehr- und Lernort sowie Arbeitsplatz und die Mobilität durch Dienstreisen.

Der Fuhrpark der RWTH Aachen umfasst derzeit mehr als 30 eigene Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Hierzu gehören sowohl Busse (beispielsweise genutzt für Exkursionen) als auch Kleintransporter (zum Lastentransport zwischen Standorten) und Pkws. Für interne Dienstleistungen der Poststelle sowie der Außenbereichspflege und Müllentsorgung sind zwei Elektrofahrzeugen angeschafft worden und auch der Dienstwagen des Rektors ist seit 2020 ein umweltfreundlicheres Hybridauto. Auch ein elektrisches Lastenfahrrad ist an der Hochschule bereits bei der Poststelle im Einsatz, für Post und Botengänge innerhalb der Hochschulgrenzen.

Die Stadt Aachen fördert die Nutzung des Fahrrades u. a. durch die Unterstützung mehrerer Leihstationen für Elektrofahrräder des Systems „Velocity“ am RWTH-Campus.
Um die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel kostengünstiger anbieten zu können, finanzieren alle Studierenden mit ihrem Semesterbeitrag das Semesterticket und können damit beliebig oft Busse und Bahnen in NRW nutzen. Zudem erwirbt durchschnittlich knapp ein Drittel der jobticketberechtigen Beschäftigten das subventionierte Jobticket und kann damit die öffentlichen Verkehrsmittel im Aachener Verkehrsverbund sowie angrenzenden Gemeinden nutzen -> Geltungsbereich Jobticket (PDF).

Zur mittelfristigen Ausrichtung und partizipativen Gestaltung wurde 2019 die Arbeitsgruppe ‚Mobilitätsentwicklung der Studierenden und Beschäftigten bis 2025‘ eingerichtet, bestehend aus Vertreter*innen aller Hochschulgruppen, den Personalräten, der Schwerbehindertenvertretung, den Dezernaten 5, 9 und 10 sowie dem Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr (ISB). Diese wurde durch das Rektorat beauftragt, ein langfristiges und nachhaltiges Mobilitätskonzept zu entwickeln und den Umstieg von Studierenden und Beschäftigten auf nachhaltigere Verkehrsmittel zu fördern, u.a. durch den Ausbau der Elektroladesäulen für E-Autos und die Erweiterung von sicheren Fahrradstellplätzen.
In diesem Zusammenhang ist zudem geplant, eine Mobilitätserhebung unter den Beschäftigten und Studierenden durchzuführen, um die durchschnittlichen Pendelbewegungen zu erfassen. Diese wird nach Regulierung der aktuell noch bestehenden Einflüsse der Corona-Pandemie vom ISB durchgeführt.

Teil 1 von 5 Entscheidungsbaum für Flugreisen. Übergeordnet: Habe ich Zeit, an der Veranstaltung teilzunehmen?  Wie weit ist die Anreise und was verpasse ich, wenn ich nicht teilnehme? Wie wichtig ist der Termin - ist meine Anwesenheit notwen-dig? Damit verbunden ein Dunkelblaues Textfeld: Möchte/muss ich an der Veranstaltung teilnehmen? Davon abgehend eine Linie mit zwei Verzweigungen: oben – ja, eine weitere Verbindungslinie geht nach rechts weiter. Darunter nein: eine Verbindungslinie zum Text „keine Teilnahme“.
Teil 2 von 5 Entscheidungsbaum für Flugreisen. Übergeordnet: Ist eine virtuelle Teilnahme möglich?  Hat eine physische Teilnahme wesentliche Vorteile gegenüber einer virtuellen Teilnahme?  Verlangt der Anlass meine physische Anwesenheit? Kann ich meine Reise mit anderen Terminen verbinden?  Damit verbunden ein Dunkelblaues Textfeld. Vom linken Bildrand führt eine Verbindungslinie zum Feld. Darin der Text: Möchte/muss ich an der Veranstaltung teilnehmen? Davon abgehend eine Li-nie mit zwei Verzweigungen: oben – ja, eine weitere Verbindungslinie geht nach rechts weiter. Da-runter nein: eine Verbindungslinie führt zum Text „Durch deine virtuelle Teilnahme verringerst du deinen CO²-Fußabdruck für diese Veranstaltung, vielen Dank!“.
Teil 3 von 5 Entscheidungsbaum für Flugreisen. Übergeordnet: Wie lange dauert die Zug- bzw. Busfahrt im vergleich zum Flug (inkl. Fahrt zum Flug-hafen, Check-In usw.)? Gibt es eine durchgängige Verbindung? Nehmen Kollegen*innen oder ande-re Teilnehmer*innen aus meiner Nähe teil, mit denen ich gemeinsam anreisen kann? Damit verbunden ein Dunkelblaues Textfeld. Vom linken Bildrand führt eine Verbindungslinie zum Feld. Darin der Text: Muss ich fliegen? Gibt es Alternativen zum Flug (Zug, Bus, Auto, Fahrgemein-schaft)? Davon abgehend eine Linie mit zwei Verzweigungen: oben – ja, eine weitere Verbindungs-linie geht nach rechts weiter. Darunter nein: eine Verbindungslinie führt zum Text „Vielen Dank für Ihren  Einsatz zur nachhaltigen RWTH!“.
Teil 4 von 5 Entscheidungsbaum für Flugreisen. Übergeordnet: Gibt es einen Direktflug? Wird der Flug von CO2- effizienten Airlines angeboten?  Damit verbunden ein Dunkelblaues Textfeld. Vom linken Bildrand führt eine Verbindungslinie zum Feld. Darin der Text: Möchte ich kompensieren?  Davon abgehend eine Linie mit zwei Verzweigungen: oben – ja, eine Verbindungslinie führt nach oben zum Text „Informiere dich hier über Möglichkeiten deinen Flug zu kompensieren: www.umweltbundesamt.de/themen/freiwillige-co2-kompensation“. Eine weitere Verbindungslinie geht nach rechts weiter.  Darunter nein: eine Verbindungslinie führt zum Text „Gute Reise!“.
Teil 5 von 5 Entscheidungsbaum für Flugreisen. Eine Verbindungslinie vom äußeren linken Bildrand zu einem dunkelblauen Textfeld: „Durch die Kompensation deines CO2-Ausstoßes können Projekte für eine bessere Klimabilanz unterstützt werden. Vielen Dank und gute Reise!“   Darunter eine Anmerkung: Weitere Informationen zum Thema Nachhaltigkeit an der RWTH findest du hier: www.rwth-aachen.de/nachhaltigkeit

Dienstreisen sind einer der größten Emissionsfaktoren an Hochschulen – seien es Flugreisen, Fahrten mit dem eigenen Pkw oder einem Miet-/Leasingfahrzeug oder der Bahn. Dienstreisen spiegeln dabei grundsätzlich ein strukturelles Nachhaltigkeitsdilemma zwischen Klimaschutzverpflichtungen der Universität einerseits und dem Erfordernis der Internationalisierung von Forschung andererseits wider. Die Abwägung, welcher Faktor dabei höher zu bewerten ist, kann dabei nicht pauschal beantwortet werden, sondern jede*r Einzelne sollte diese Bewertung unter Berücksichtigung klimapolitischer Aspekte anlassbezogen beantworten. Das Landesreisekostengesetz versucht diesem Aspekt dadurch Rechnung zu tragen, dass Dienstreisen in der Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln durchgeführt werden sollen, und fördert auf diese Weise eine umweltfreundliche Reiseart. Daher werden an der RWTH Aachen auch zahlreiche Dienstreisen mit der Deutschen Bahn durchgeführt, wie die Dienstreisedaten im Anhang erkennen lassen.

In Hinblick auf die Förderung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz liegt im Bereich der Dienstreisen selbstverständlich ein besonderes Augenmerk auf den Flugreisen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Dienstreisen an der RWTH Aachen kontinuierlich gestiegen und hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt.
Da der globale Austausch insbesondere unter Forschenden an einer exzellenten Hochschule unabdingbar ist, wird der Ausbau bzw. die Förderung der Nutzung von Videokonferenzsystemen im Rahmen der Digitalisierung umgesetzt. Den Erfolg und die weiterhin gute internationale Zusammenarbeit zeigen auch die digitalen Semester seit Beginn der Corona-Pandemie. Diese Faktoren gilt es zukünftig in den Hochschulalltag zu integrieren, um durch die Verbesserung der virtuellen Kommunikation, die steigende Zahl an klimaschädlichen Dienstflügen zu reduzieren.

Künftig finden auch im Landesreisekostengesetz (LRKG) die Aspekte Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit konkrete Berücksichtigung, um den Erfordernissen des Klimaschutzes im Hinblick auf eine CO2-Reduzierung der Dienstreisen verstärkt Rechnung zu tragen.
Aspekte sind beispielsweise die Berücksichtigung umweltbezogener Faktoren (geringerer CO2-Ausstoß) neben der reinen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, aber auch die verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten sowie Anreize für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, insbesondere der Bahn.

Um RWTH-intern das Bewusstsein für die Umweltwirkungen des eigenen Mobilitätsverhaltens zu schärfen, sollen neben der aktiven Kommunikation, wie zum Beispiel mittels des Entscheidungsbaums für Flugreisen, interne Projekte, wie zum Beispiel ein Klimafonds, als Möglichkeiten zur Kompensation gefördert werden.

Treibhausgasemissionen

Darstellung der CO2-Emissionen der RWTH als Säulendiagramm.  Die Säulen sind durch dunkelblaue Wolken dargestellt, die aus einem Schornstein kommen. Auf diesem ist ein kleiner dunkelblauer Kreis mit Symbol für den Emittenten.  Von Rechts:  Strombezug, Symbol Stromstecker, 28.668 t. BHKW, Symbol Schornstein, 18.484 t. Wärme, Sym-bol drei senkrechte Wellen, 14.962 t. Dienstreisen, Symbol Flugzeug, 6.429 t. Fuhrpark, Symbol Auto, 183 t.  Oberhalb der Grafik steht in einem mittelblauen Kasten: Gesamtemissionen 68.920 t
CO2-Emissionen (Auszug) I Quelle: Eigene Darstellung nach Berechnungen mit dem Treibhausgasbilanzierungstool des Start-Ups CO2OP.

Insgesamt entstehen durch den Betrieb der RWTH Aachen jährlich aktuell Treibhausgasemissionen von mehr als 68.000 Tonnen CO2-Äquivalent. Dies entspricht knapp 110 Kilo pro Quadratmeter Hauptnutzungsfläche bzw. 1,2 Tonnen pro Hochschulmitglied.
Die Datengrundlage für diese Angabe bilden die Verbrauchsdaten aus dem Jahr 2020. Lediglich die Werte in den Bereichen Dienstreisen und Fuhrpark beziehen sich auf das Jahr 2019, um die Verzerrung aufgrund der Corona-Pandemie zu verringern. Die vollständigen Daten sind im Anhang einsehbar.

Die Emissionsdaten der Energiebezüge wurden bislang von den Energielieferanten zur Verfügung gestellt. Für das vergangene Jahr 2020 wurde erstmalig eine umfassendere Erhebung aufgrund weiterer in der Hochschule vorhandener Daten erstellt. Die Erhebung erfolgte mit einem Treibhausgasbilanzierungstool, welches vom StartUp CO2OP entwickelt wurde. CO2OP ging im Rahmen einer StartUp-Förderung aus der Hochschule für Technik Stuttgart hervor.
Das Tool folgt den Vorgaben des international anerkannten Standards des Greenhouse Gas Protocol.

Die im Rahmen der umfassenderen Erhebung errechnete Angabe der Energieemissionen für 2020 ist höher (7%) als die von den Energielieferanten übermittelte Angabe.

Die Treibhausgasemissionen der Energieverbräuche hängen dabei im Wesentlichen von den spezifischen Emissionen (tCO2/MWh) der jeweiligen Energieträger ab, die von der RWTH Aachen eingekauft werden. Während die eingekaufte Strommenge in den letzten knapp 15 Jahren kontinuierlich stieg, schwankten die damit einhergehenden CO2-Emissionen je kWh eingekauften Stroms erheblich. Durch die mittlerweile drei Blockheizkraftwerke steigt der Erdgasbedarf permanent an. Gleichzeitig sinken jedoch die eingekauften Strom- und Wärmemengen. Dies gleicht sich in der Emissionsbilanz aus.
Das hochschuleigene Heizkraftwerk Melaten fällt unter die emissionshandelspflichtigen Anlagen. Die RWTH Aachen ist dadurch verpflichtet, entsprechend der hier entstandenen CO2-Emissionen, Zertifikate an die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) abzugeben. In 2020 hat die RWTH Aachen Zertifikate für fast 700.000 € zugekauft. Aufgrund des allgemein steigenden Bedarfes an Zertifikaten werden die Preise auch in 2021 vermutlich weiter steigen.

Um die RWTH Aachen in dieser Hinsicht nachhaltiger auszurichten, ist zukünftig eine kontinuierliche und umfassendere Erfassung der Treibhausgasemissionen gemäß Greenhouse Gas Protocol geplant. Gleichzeitig wird entsprechend dem eigenen Ziel der klimaneutralen Hochschule bis zum Jahr 2030 aktiv auf eine Reduktion der Treibhausgasemissionen hingearbeitet.
Dabei werden einzelne Maßnahmen, zum Beispiel der Bezug von Ökostrom als Mittel zur CO2-Reduzierung, in den Diskussionen an der Hochschule grundsätzlich kritisch geprüft und hinterfragt. Es wird nur dann ein globaler Effekt erzielt, wenn tatsächlich regenerativ erzeugter Strom konventionell erzeugten Strom ersetzt und nicht – wie in einigen Fällen durchaus geschehen – damit nur Tauschgeschäfte zwischen Ländern mit beispielsweise einem hohen Anteil von Strom aus Wasserkraft (zum Beispiel Norwegen) mit solchen mit einem hohen Anteil an konventionellem Strom (zum Beispiel aus Deutschland) erfolgen.

Grundlage für die Berechnung der Emissionsdaten der dienstlichen Flugreisen bilden Angaben der Vertragsreisebüros der Hochschule. Zwei der drei Vertragsreisebüros konnten die Angaben zu den zurückgelegten Personenflugkilometern sowie den dadurch entstandenen Emissionen zur Verfügung stellen. Die Gesamtangabe wurde aufgrund der Umsatzverteilung auf die drei Reisebüros sowie der außerhalb der Rahmenverträge gebuchten Flugreisen kalkuliert.
Für das vergangene Jahr 2020 wurden die Emissionen der Flugreisen zudem mit dem oben beschriebenen Treibhausgasbilanzierungstool berechnet. Die errechnete Angabe ist höher (4%) als die von den Reisebüros übermittelten Angaben.

Die aktuell zur Verfügung stehenden Emissionsdaten sind im Anhang des Nachhaltigkeitsberichts einsehbar.

Beispielprojekte