Das Solarauto „Covestro Photon“ in der Wüste Marokkos.
Team Sonnenwagen

Studentische Initiativen an der RWTH

Solarautorennen im australischen Outback – Das Team Sonnenwagen

Als studentische Initiative baut Team Sonnenwagen Aachen solarbetriebene Rennautos für die Bridgestone World Solar Challenge in Australien. Die Rennstrecke startet in Darwin und durchquert das gesamte Outback bis zur Ziellinie in Adelaide – insgesamt sind es 3.022 Kilometer. Dabei wird das Solarauto ausschließlich mit Sonnenenergie angetrieben.

Im Team Sonnenwagen engagieren sich 50 Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen der RWTH Aachen University und der FH Aachen University of Applied Sciences.


Ein eingespieltes Team

Das Team Sonnenwagen besteht aus sieben Abteilungen: Die Abteilung „Aerodynamik“ konstruiert die Außenhülle als CAD-Modell [computergestützes Modell]. Mit diesem simuliert und fertigt die Strukturabteilung eine stabile Karbonform. Schließlich baut das Team der Abteilung „Fahrwerk“ die Aufhängung, Lenkung und Bremsen ein. Die größte Abteilung, die Elektrotechnik, kümmert sich danach um Komponenten wie den Elektromotor, die Batterie und die Solarzellen. Die Abteilung „Fahrstrategie“ optimiert den Rennablauf. Neben den technischen Abteilungen sind die Teams „Marketing“ und „Sponsoring“ dafür verantwortlich, das Projekt zu finanzieren, Sponsoren zu betreuen und die Idee rund um sämtliche Sonnenwagen und die Solar Challenges zu kommunizieren und öffentlich zu machen.

Das aktuelle Auto des Team Sonnenwagen „Covestro Adelie“ wird getestet.
Team Sonnenwagen

Die Bridgestone World Solar Challenge in Australien

Bei der Bridgestone World Solar Challenge treten 50 internationale Teams sieben Tage lang unter der australischen Sonne gegeneinander an. Mit dabei sind beispielsweise Teams der University of Cambridge, der Technischen Universität Delft, der Tōkai-Universität und das Massachusetts Institute of Technology.
Das Rennen ist in zwei Klassen aufgeteilt: die „Challenger“ und die „Cruiser“ Klasse.
Die Solarautos in der „Challenger“ Klasse haben nur einen Sitz und sind ausschließlich auf Effizienz ausgelegt. In den Autos der „Cruiser“ Klasse müssen mindestens zwei Personen sitzen und das Auto wird auch in der Kategorie „Alltagstauglichkeit“ bewertet.

Im Oktober 2023 nahm das Team Sonnenwagen Aachen mit ihrem „Challenger“, der Covestro Adelie, wieder an dem Rennen in Australien teil. Das Team war schon einen Monat vorher im australischen Outback, um das Auto zu testen und hat sich so gut wie möglich auf das Rennen vorbereitet. Aufgrund eines Unfalls musste das Team Sonnenwagen das Rennen leider vorzeitig beenden. Es wurde niemand verletzt und auch das Auto nahm nur geringfügigen Schaden.

Siegerehrung des Team Sonnenwagen bei der Europameisterschaft „iLumen European Solar Challenge“ 2022.
Team Sonnenwagen

Seit der Gründung des Team Sonnwagen im Jahr 2015 nahm das Team dreimal am Rennen in Australien teil. Beim ersten Mal 2017 wurde das Team mit dem „Sonnenwagen 1“ direkt als „Best Newcomer“ ausgezeichnet.

Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Bridgestone World Solar Challenge 2021 in Australien abgesagt werden. Stattdessen nahm das Team einmalig an der Solar Challenge Morocco teil und belegte den fünften Platz. Der erste Sieg für das Team gelang im Herbst 2022 bei der Europameisterschaft mit dem Solarauto „Covestro Photon“.

– Autor: Felix Nupnau Perez


Das Space Team Aachen ist das erste deutsche Team, das am Spaceport America Cup teilgenommen hat.
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers

Vom Bau kleiner Raketen in Aachen zum größten Raketenwettbewerb der Welt – Das Space Team Aachen von RWTH Aachen und FH Aachen

Vor vier Jahren begann das Space Team der RWTH und der FH Aachen mit seinen ersten Flugversuchen mit kleinen Raketen auf einem freien Feld in der Nähe von Aachen. Nun nahm die studentische Initiative am größten Raketenwettbewerb der Welt in New Mexico in den USA teil.

Inzwischen hat sich das 2019 gegründete Space Team Aachen zur größten technischen Studierendeninitiative in Aachen entwickelt. Im November 2021 formierte sich innerhalb der Initiative ein Team mit dem Ziel, die erste Überschallrakete des Space Teams zu entwickeln. Bereits im Juni 2023 konnte das Resultat, die „Aquila“, beim Spaceport America Cup (SAC) gestartet werden. Das Space Team Aachen ist das erste – und bisher auch einzige – deutsche Team, das an diesem Wettbewerb teilnehmen und die deutsche Luft- und Raumfahrttechnik auf einer internationalen Bühne vertreten konnte.

Nach 19 Monaten intensiver Arbeit, zahlreichen technischen Reviews, steter Suche nach finanzieller Unterstützung, einem erfolgreichen Teststart und einem 24-Stunden-Flug traf das Team schließlich in Las Cruces ein.

Die ersten Tage vor Ort waren von unzähligen Prozess- und Montageproben geprägt. Tagsüber musste das Team in einer Garage arbeiten, um der gleißenden Sonne zu entgehen; nachts fand die Arbeit auf der Terrasse statt – oft bis 3 Uhr morgens.

Space Team Aachen/Gustavs Kaupers
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers

Mit dem Sicherheits-Check, der ersten zu meisternden Hürde, startete offiziell der SAC. Hier beeindruckte das Space Team Aachen die Jury mit gründlicher Dokumentation und erfolgreichen Testläufen, die 250 von möglichen 260 Punkten einbrachten, sowie mit seinem nicht-pyrotechnischem Recovery-System. Die herausragende Punktzahl von 235/240 für Design und Bauqualität reichte für einen geteilten ersten Platz des Space Teams in den Nicht-Flug-Kategorien bei 119 teilnehmenden Teams.

Die darauffolgenden Tage waren geprägt von zermürbender Sonne, Staubteufeln, lauwarmem, mit neonfarbenen Elektrolyten angereichertem Wasser, einer Kühlbox voller Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwiches und – vor allem – einem Gefühl erwartungsvoller Anspannung, das sich nur schwer in Worte fassen lässt.

3, 2, 1, Lift Off!

Man sagt ja: „Third time's the charm“ – aller guten Dinge sind drei, und dieser Wettbewerb stellte die Nerven des Teams tatsächlich auf die Probe. Der erste Startversuch musste abgebrochen werden, da sich die Wetterbedingungen verschlechterten. Von schlaflosen Nächten geplagt, war die Moral auf dem Tiefpunkt angelangt. Doch das Team riss sich am Riemen, brach am nächsten Tag um 3:45 Uhr auf und wuchs bei der Vorbereitung auf den zweiten Startversuch über sich hinaus.

Die Aquila-Rakete wird zum Startpunkt gebracht.
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers
3, 2, 1, Lift Off!
Space Team Aachen/Gustavs Kaupers

Bei der Zündung hielt das Team die Luft an, bis die leuchtend rote Flamme aufloderte und Aquila in den klaren, blauen Himmel schoss. Ein stabiler Start! Die Telemetrie wurde planmäßig aufgezeichnet, bis nach etwa neun Sekunden die Verbindung abbrach. Die spätere Analyse ergab, dass ein Sensor des zugekauften Bordcomputers defekt war, was zu einem ungeplanten vorzeitigen Einsatz des Systems und so zu einer ballistischen Flugbahn führte.

Dank einer Reihe glücklicher Umstände und des unermüdlichen Einsatzes des Bergungsteams konnte der größte Teil der Rakete wieder instandgesetzt werden. Auch wenn der Start nicht so perfekt verlief wie geplant, ist es genau das, worum es dem Team mit seiner Teilnahme ging: Entwerfen, Testen, Fliegen, Scheitern und dann mit der gewonnenen Erfahrung den nächsten Versuch starten – bis es klappt. Daher ist eines sicher: Das Team wird es wieder versuchen!

Space Team Aachen

Das Space Team Aachen wurde 2019 von einigen Raumfahrt-Enthusiast*innen gegründet und hat sich seitdem mit über 160 Mitgliedern zur größten technischen Studierendeninitiative in Aachen entwickelt. Das Team arbeitet derzeit an sieben Projekten, von Raketen und Satelliten bis hin zu Rovern und wissenschaftlichen Experimenten. Das Ziel des Space Teams ist es, gleichgesinnte Studierende zusammenzubringen und ein Wissenszentrum in Aachen aufzubauen, das die weltraumbezogene Forschung für kommende Generationen unterstützt.

Website: https://www.spaceteamaachen.de/

– Autorin: Sandra Rohfleisch


EcurieAix – Das Formula Student Team der RWTH baut seine Rennfahrzeuge seit 2014 ausschließlich mit elektrischem Antrieb.
FSG – Lodholz

Historischer Erfolg auf dem Hockenheimring – EcurieAix, das Formula Student Team der RWTH Aachen

Der Jubel bei der Siegerehrung auf dem Hockenheimring war riesig. In diesem Jahr gewann das „Ecurie Aix“ Formula Student Team der RWTH Aachen erstmalig die „Formula Student Germany“. Es ist der bisher größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Der 1999 gegründete Verein nimmt seit 2002 an dem weltweiten studentischen Konstruktionswettbewerb teil. Mit bislang über 500 beteiligten Teams ist es der größte und wichtigste Wettbewerb seiner Art. Der Name des RWTH-Rennstalls ist zusammengesetzt aus den französischen Begriffen „Ecurie“ für Rennstall und „Aix-la-Chapelle“, französisch für Aachen.

Nach einem erfolgreichen Saisonauftakt beim „Formula Student Austria“-Event in Spielberg im Juli verlief die „Formula Student East“ auf dem Hungaroring in Budapest eher enttäuschend. Ein Sensor zur Streckenerkennung fiel aus. Auch der Ersatzsensor, den das ika (Institut für Kraftfahrzeuge) kurzfristig zur Verfügung stellte, konnte keine Abhilfe schaffen. Das abschließende „Formula Student Germany“-Event brachte dann den großen Erfolg. Insbesondere durch viele Rundenbestzeiten beim Endurance-Rennen am letzten Tag konnte sich das Aachener Team vom 6. auf den 1. Platz katapultieren und gewann aus über 70 Teams den Overall-Wettbewerb in der Elektroklasse.

Rund 80 motorsportbegeisterte Studierende haben innerhalb von sieben Monaten das aktuelle Fahrzeug „eax02“ vom Ecurie Aix-Team entwickelt, konstruiert und gefertigt und im Mai beim Rollout in der Aula der RWTH vorgestellt.

Es kann sowohl mit Fahrer*in als auch vollständig autonom fahren und ist obendrein elektrisch angetrieben. „Das Ganze ist so besonders, weil es nur Studierende machen. Es gibt keinen Professor, der uns betreut oder vorgibt, was wir zu machen haben“, so Frederick Lockemann, ehemaliger technischer Teamleiter von Ecurie Aix.

FSG – Lodholz
FSG – Lodholz

– Autor: Dietrich Hunold